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Großes Konzert für vier Personen

Nicht alle Ferrari-Fahrer legen es darauf an, aufzufallen. Wer es lieber alltäglich mochte, war mit dem Maestro gut beraten.

Heute Redaktion
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Der 1972 vorgestellte Ferrari 365 GT 4 2+2 konnte bereits auf einen ansehnlichen Stammbau zurückschauen, dessen Anfang 1960 der 250 GT/E 2+2 gemacht hatte. Ihm folgte der 330 GT 2+2 und schließlich der 365 GT 2+2, wegen seiner schieren Größe auch "Queen Mary" genannt.

1971 erschien der 365 GTC/4, der aber nur zwei Jahre gebaut wurde und mit seiner Fastback-Karosserie eher knappe Platzverhältnisse geboten hatte.

Vorstellung in Paris

Im Herbst 1972 stand dann auf der Pariser Messe ein komplett neuer 2+2-Sitzer, der 365 GT 4 2+2. Überaus elegant und gleichzeitig dezent geformt bot er im Prinzip die Technik des Vorgängers, verbunden mit einer deutlich geräumigeren Karosserie, die wiederum den Radstand des 365 GT 2+2 der Sechzigerjahre übertraf (2,7 anstatt 2,65 Meter), in der Länge aber etwas kürzer war (4,8 Meter anstatt 4,99 Meter). Im Inneren war der "Neue" sogar noch etwas größer als der Sechzigerjahr-Viersitzer, obschon er von außen betrachtet deutlich kompakter aussah.

An diesem Raumwunder direkt beteiligt war Leonardo Fioravanti in Diensten von Pininfarina, der die klar strukturierte Form des neuen Ferraris zeichnete. Gerade Linien, eine relativ stark geneigte Windschutzscheibe und ein klassischer Dachaufbau gehörten genauso zu seinen Charakteristiken wie die Trennlinie auf der Flanke. Einen echt zeitlosen Entwurf hatte Fioravanti hier geliefert, was man auch daran ablesen kann, dass der Wagen 18 Jahre lang äußerlich fast unverändert gebaut wurde.

Dem 4,4 Liter großen Leichtmetall-V12-Motor wurden 340 PS zugeschrieben, geschaltet wurde (vorerst) manuell über ein Fünfganggetriebe.

Alles neu macht das Jahr 1976

Ab 1976 hieß das Coupé Ferrari 400, und der hatte einen 4,8 Liter großen V12 unter der Haube. Als große Neuerung konnte man auch eine Wandlerautomatik (von GM) als Option haben. Zwei Drittel der Kunden entschieden sich für diesen Komfortgewinn.

Mit seinen mächtigen Vergasern waren allerdings weder günstige Verbrauchswerte zu erreichen noch neue, immer schärfere Abgasgrenzwerte zu erfüllen. Deshalb erhielt der Ferrari 400 1979 eine Bosch-K-Jetronic-Einspritzung und ein i hinter der Typenbezeichnung.

Handgeschaltet reichten mit den angekündigten 310 PS nun 6,8 Sekunden für den Sprint von 0 bis 100 km/h, und erst bei 243,2 km/h war Schluss auf der Autostrada. Mit rund 20 Litern Super pro 100 km war der Ferrari aber natürlich nach wie vor kein Wagen für ökologisch denkende Menschen.

Ein echter Granturismo

Auch der Besitzer des fotografierten 400i Automatic von 1981 ist dem Charme des eleganten Granturismo verfallen. Der Wandler schlucke zwar einiges an Leistung, über mangelnde Vorwärtsdynamik müsse man sich aber trotzdem nicht beklagen. Meist habe er das Seitenfenster einen Spalt weit geöffnet, denn so könne man das Konzert der zwölf Zylinder am besten vernehmen. Der zweite Gang der Automatik reiche praktisch von 30 bis über 160 km/h, und wenn man einen Gangwechsel und Wandlertätigkeit durch manuelles Vorwählen verhindere, erhalte man die volle Wucht des unnachahmlichen Motorensounds zu hören.

Im Vergleich zu anderen Zwölfzylinder-Ferrari-Sportwagen fällt die 400er-Baureihe im Jahr 2018 übrigens mit günstigen Marktpreisen im hohen fünfstelligen Euro-Niveau aus der Reihe. Aus diesem Grund sehen ihn auch viele als Einsteiger-Ferrari. Aber was für ein Einstieg! Der 400i bietet schließlich Pininfarina-Eleganz und Technik vom Feinsten.

Weitere Informationen und viele Bilder zum Ferrari 400i gibt es auf www.zwischengas.com.