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Jugendliche stoßen für Tiktok-Video Felsen in Schlucht

Ein Tiktok-Clip einer Gruppe von jungen Schweizern, die einen Felsbrocken eine Schlucht hinunterstoßen, geht derzeit viral - und erntet heftig Kritik.

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Schweizer Jugendliche lösten nicht nur einen großen Felsbrocken für ein Tiktok-Video (siehe unten), sondern auch einen Shitstorm aus.
Schweizer Jugendliche lösten nicht nur einen großen Felsbrocken für ein Tiktok-Video (siehe unten), sondern auch einen Shitstorm aus.
TikTok

Die Hängebrücke über der Gornerschlucht in Zermatt (Kanton Wallis) ist ein Touristenmagnet. Unter der Brücke befindet sich eine 90 Meter tiefe Schlucht, ganz unten ist ein tosender Wildbach zu hören. Für eine Gruppe Schweizer war dieser Anblick anscheinend noch nicht actionreich genug.

6 Millionen Mal gesehen

In ihrem auf Tiktok hochgeladenen Video ist zu sehen, wie eine Gruppe junger Leute einen großen Felsbrocken absichtlich in die Schlucht stoßen. Mit mächtigem Lärm stürzt der Felsen den steilen Abhang hinunter, ehe er in unzählige Teile zerspringt und in die Schlucht hinabdonnert. Die Steine springen unberechenbar und mit großer Geschwindigkeit runter, bis sie irgendwann endlich zum Halt kommen.

Während die Jugendlichen wegspringen, filmt ein anderer die Aktion von der Hängebrücke Furi aus. Auf Tiktok geht das Video nun viral. Rund sechs Millionen Mal wurde der Clip seit dem 13. Juli bereits angesehen. Auch Reaktionen hagelt es unzählige. So finden Zuschauer, der absichtlich verursachte Felssturz sehe "nice" aus.

Shitstorm losgetreten

Doch viele User sind aber alles andere als begeistert vom Video aus Zermatt: "Gibt es da keine Kanu-Touristen? Ihr seid unverantwortliche Vollidioten und potenzielle Totschläger", lautet einer der Top-Kommentare. Ein anderer Tiktoker warnt vor schlimmen Folgen: "Durch die Erschütterungen könnten ganze Berghänge ins Rutschen kommen." Andere befürchten, dass die herumfliegenden Steine gerade für Tiere gefährlich seien.

Einer der Beteiligten, der 20-jährige Verbreiter des Videos, nimmt in den Kommentaren Stellung zu den Vorwürfen. Man habe die Situation abgecheckt, "unten kann kein Kanufahrer oder Wanderer sein." Zudem habe jemand auf der gegenüberliegenden Seite die Lage überwacht. Dennoch drohen ihm diverse Leute, die Behörden einzuschalten.

"Spinneritis"

Bei der Walliser Polizei sind jedoch keine Meldungen oder Anzeigen bezüglich dieser Aktion eingegangen. "So können wir auch nichts unternehmen", sagt Polizeisprecher Christian Zuber. Für ihn ist aber klar: Die abgefilmte Aktion ist alles andere als ungefährlich – "gefährdet sind vor allem die vier Personen, die den Stein lösen. Sie hätten mitsamt des Brockens selber in die Tiefe stürzen können", sagt Zuber.

Was ist Tiktok?
Tiktok lässt in den weltweiten Download-Charts zurzeit praktisch alle anderen Apps weit hinter sich. Blitzschnell können die Nutzer damit kurze Videos drehen, diese mit Filtern versehen und mit Musik unterlegen. Die App gibt es nur für das Smartphone und sie wurde im Mai 2020 erstmals über zwei Milliarden Mal heruntergeladen. Die Popularität der App sorgt immer wieder für virale Trends und Internet-Challenges.

Die Aktion sei schlicht kopflos: "Im Wallis nennen wir solches Verhalten Spinneritis." Und an potenzielle Nachahmer gerichtet: "Macht solche Sachen nicht, denn sie könnten auch schlimm enden!"

Auch Tiktok selbst hat bereits reagiert und das betreffende Video mit einer Warnung versehen, dass die darin zu sehende Handlung zu schweren Verletzungen führen kann: "Die Sicherheit der Nutzer hat für Tiktok höchste Priorität. Wir tun alles, was wir können, um zu verhindern, dass gefährlicher und schädlicher Content auf die Plattform gelangt", so eine Unternehmenssprecherin. 

Erst im Juli sind bei Steinschlägen in Salzburg und in Kärnten ein 14-jähriger Bub getötet und mehrere Personen verletzt worden.