Playstation gestohlen

"Habe Prostituierten mein Erspartes geschickt"

Ein Mann (40) wurde bereits zum dritten Mal Opfer von Love-Scams – jedes Mal von Sexarbeiterinnen, die ihm die große Liebe vorgespielt haben.
26.09.2025, 18:55
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Es erinnert an den Filmklassiker "Pretty Woman" – nur dass die Geschichte für den 40-jährigen S.* alles andere als märchenhaft endete. Im Mai lernte er in einem Bordell die Ungarin M. kennen. Aus bezahlten Sex-Treffen entwickelte sich schnell ein engerer Kontakt, bald auch privat bei ihm zu Hause. "Ich dachte, es könnte mehr sein als nur ein Geschäft. Sie war sehr aufmerksam, sagte mir, dass sie mich liebe und sich eine Zukunft mit mir vorstellen könne", erzählt der Thurgauer.

PS4 und Fritteuse mitgehen lassen

Doch die vermeintliche Liebesgeschichte endete abrupt. Bei einem Treffen sei M. nicht alleine, sondern in Begleitung ihres Ehemanns aufgetaucht. Gemeinsam hätten sie die Wohnung mit seiner Playstation 4 und einer Heißluftfritteuse verlassen, auf die S. lange gespart hatte. "Es war für mich ein Schock. Das waren Dinge, die mir sehr wichtig waren", sagt er. Zusätzlich habe ein weiterer Komplize gedroht, ihm etwas anzutun – aus Angst habe er ihr daraufhin 1000 Franken überwiesen.

Liebesversprechen und Geldforderungen

Ein paar Tage später habe sich M. – inzwischen zurückgekehrt in ihr Heimatland Ungarn – erneut bei ihm gemeldet. "Sie entschuldigte sich, betonte, dass sie sich von ihrem Mann getrennt habe und sie selbst mich nicht habe bestehlen wollen." Fast täglich habe sie per Messenger oder Video angerufen, ihm erneut ihre Liebe versprochen – und immer wieder um Geld gebeten: für Zugtickets, Essen, Strom oder ein neues Fahrrad. "Ich dachte, wenn ich ihr helfe, können wir wirklich zusammenkommen." So habe L. in wenigen Monaten 8000 Franken verloren. Vor rund einem Monat stellte er die Zahlungen ein – doch den Kontakt hat er bis heute nicht abgebrochen. "Ich weiß, dass es nur vorgespielt ist, aber ich kann nur schwer loslassen", sagt der 40-Jährige. Kürzlich habe die Frau sogar versprochen, in die Schweiz zurückzukehren und die gestohlenen Gegenstände zurückzubringen. "Ich wartete am vereinbarten Treffpunkt – doch sie kam nie." M. habe ihn mittlerweile blockiert.

Nicht das erste Mal

In den letzten Jahren ist er bereits auf ähnliche Weise von zwei anderen Frauen betrogen worden, darunter eine Ukrainerin, die im Sexgewerbe arbeitete. Damals habe er insgesamt 2000 Franken verloren: "Dieses Mal habe ich mir eingeredet, es sei anders." Umso mehr schmerzt es ihn, dass er trotz aller Erfahrungen erneut so leichtgläubig gewesen sei. Hinzu kommen finanzielle Sorgen: S. lebt von der Invalidenrente und hat am Monatsende "kaum noch Geld übrig".

Opfer hat Lernbehinderung und Beistandschaft

Der Thurgauer leidet seit seiner Geburt an einer kognitiven Behinderung, hat Lernschwierigkeiten und Epilepsie. Er lebt unter einer Beistandschaft, die ihn im Alltag eigentlich unterstützen und schützen soll – doch selbst das konnte nicht verhindern, dass er ausgenutzt wurde. Auch sein Umfeld helfe ihm kaum: "Viele machen sich lustig über mich, weil ich schon wieder darauf hereingefallen bin", sagt er. Oft fühle er sich einsam.

Eltern von S. sind fassungslos

Halt findet er vor allem bei seinen Eltern. Gegenüber 20 Minuten erzählen sie, dass sie ihn immer wieder finanziell unterstützen mussten und er inzwischen Schulden bei ihnen habe. "Obwohl wir es ihm immer wieder sagen, macht er dieselben Fehler", sagt die Familie. Umso schwerer sei es für sie mitanzusehen, wie die Beeinträchtigung ihres Sohnes schamlos immer wieder ausgenutzt wurde.

Was die Maschen der Täterinnen und Täter sind und warum selbst eine Beistandschaft keinen vollständigen Schutz bieten kann, liest du in diesem Artikel. Mit seiner Geschichte will S. jedenfalls andere warnen: "Ich wünsche niemandem, dass er so etwas erleben muss."

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