Kurzer Prozess im großen Schamanen-Fall. Nach einer einstündigen Mittagspause wurde nach kurzer Verhandlung um 13 Uhr die Urteile serviert. Schamanin Dona D. (30) alias "Anna", der 30-jährige Sohn der flüchtigen Haupttäterin Mariana M. (45) und ihr Ex-Mann (47) wurden am Mittwoch am Wiener Landesgericht schuldig gesprochen. Das Trio fasste Haftstrafen aus.
▶ Vier Jahre unbedingte Haft für die einschlägig vorbestrafte Schamanin.
▶ Drei Jahre teilbedingte Haft für den Sohn, ein Jahr unbedingt.
▶ Drei Jahre teilbedingte Haft für den Ex-Mann der flüchtigen Haupttäterin – auch ein Jahr davon unbedingt.
Über Jahre hinweg sollen die Frauen des Familien-Clans in Wien und Niederösterreich zahlreiche Opfer auf der Straße angesprochen und mit Esoterik-Tipps sowie angedrohten Flüchen abgezockt und betrogen haben – insgesamt wurden neunzehn Opfer um insgesamt 1,77 Millionen Euro erleichtert. Die Männer kümmerten sich um die sichere Verwahrung des Vermögens in Geheimverstecken der prunkvollen Villa in Maria-Enzersdorf, sollen das Geld auch gewaschen haben. Bis zu zehn Jahre Haft drohten.
Beim Prozess am Landl wurde rasch klar: Die engagierten Star-Anwälte Philipp Wolm, Nik Rast, Michael Babic und Alexander Prenner hatten vor allem eine Mission: Den Vorwurf der kriminellen Vereinigung zu entkräften. Denn zu allen anderen Vorwürfen (Betrug, Geldwäsche etc.) bekannten sich die Angeklagten ohnehin schuldig, verweigerten jede weitere Aussage.
Der simple Grund dahinter: Weit mehr Geld als vor Gericht tatsächlich angeklagt wurde, war in der Familienvilla von Beamten beschlagnahmt worden. "Nur" 1,77 Millionen Euro konnten Opfern eindeutig zugeordnet werden. Der Rest des gefundenen Bargelds, unzählige Goldmünzen und Schmuck im Wert von mehr als 10 Millionen Euro – aber auch andere Vermögenswerte wie zahlreiche Autos – befinden sich noch bei den Behörden.
Nach Abzug der Schadenswiedergutmachung, die die Anwälte zusicherten, wären noch rund 8 Millionen Euro des Familienvermögens übrig. Bei den Ausführungen der Anwälte über die angeblich rechtmäßige Herkunft eines Großteils des Geldes brach der 47-jährige Ex-Mann der flüchtigen Schamanin plötzlich in Tränen aus – wir berichteten hier.
Der Grund: Die Staatsanwaltschaft hatte einen erweiterten Verfall beantragt, was bedeutet, dass auch wirklich alles an beschlagnahmtem Vermögen beim Staat bleiben würde. "Die Familie war seit Generationen im Geld", kämpfte Anwalt Nikolaus Rast auch im Schlussplädoyer um die Vermögenswerte. Das Urprungskapital müsse ja sauber gewesen sein, da damit legale Käufe von Immobilien, Grundstücken und Fahrzeugen getätigt wurden, argumentierte er.
Der Schöffensenat erklärte schließlich nur die Vermögenswerte, die mit dem Okkult-Betrug in Verbindung gebracht werden konnten, für verfallen. Das ganze Vermögen der Schamanen-Familie, das im Tresor und im zubetonierten Swimmingpool gelagert war, bleibt für die Verurteilten tabu.
Aber: Mindestens vier, wohl eher aber knapp fünf Millionen Euro an Werten der Verurteilten fließen im Anschluss an das Verfahren zur Familie zurück. Darunter mehrere wertvolle Häuser, rund ein Dutzend Autos (Wert: 300.000 - 700.000 Euro), eine Luxus-Uhren-Sammlung sowie die eingefrorenen Konten der Verurteilten, auf denen Millionenbeträge liegen.
Das Trio erbat sich Bedenkzeit. Dem Vater (47) dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein, da nicht alles an Vermögen futsch ist – ein Erfolg für die Verteidiger. Aber: Nun könnte noch ein Finanzstrafverfahren folgen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig