Ahnungslose Opfer wurden mit Aura-Tipps und Engelserzählungen geködert – am Ende sollen Millionen in die Hände zweier gewissenloser "Schamaninnen" geflossen sein. Mariana M. (45) und Dona D. (30) sollen als "Amela" und "Anna" in Wien, Niederösterreich und sogar in Deutschland jahrelang ihr Unwesen getrieben haben – wir berichteten.
Während Mariana M. auf der Flucht ist, mussten am Mittwoch ihr Ex-Mann Dejan M. (47), ihr Sohn Francesco M. (30) und Schwiegertochter Dona D. (30) wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs, krimineller Vereinigung und Geldwäsche vor Gericht.
Rund 1,8 Millionen Euro Schaden waren angeklagt – doch in Wahrheit dürfte den Opfern weit mehr Gold und Bargeld abgeknöpft worden sein. Bei einer Razzia in der Familienvilla in Maria-Enzersdorf (NÖ) wurden in verschiedenen Verstecken – darunter in einem zubetonierten Pool und in einem hinter einem Kleiderschrank versteckten Tresorraum – insgesamt rund 12 Millionen Euro sichergestellt.
Vor Gericht gab sich die 30-Jährige "Anna", die ihren Opfern mit "Dämonen" gedroht haben sollen, plötzlich kleinlaut. Mehr als die notwendigsten Angaben zu ihrer Person wollte die junge Frau nicht machen. Nicht einmal ihren tatsächlichen Wohnort wollte die österreichische Staatsbürgerin, die offiziell von Mindestsicherung lebte, verraten. "Dazu will ich nichts sagen", druckste sie herum.
Die Staatsanwältin sprach von "raffiniertem Vorgehen" des Clans, die Angeklagte habe sich je nachdem, wie die Opfer auf ihre Geschichten ansprachen, auf sie eingestellt: "Wenn sie sich nicht für Aura und Co. interessierten, änderten sie ihre Taktik und forderten etwa Geld für angebliche Operationen." 15 Opfer wurden über einen Tatzeitraum von zehn Jahren seit 2015 ausgeforscht, 1,77 Millionen Euro Schaden konnte zugeordnet werden.
Besonders perfide: Eine krebskranke Frau zahlte 56.000 Euro, weil ihr die Schamanin "Anna" weisgemacht habe, sie könne damit ihre Krankheit verschwinden lassen. Die Betroffene verlor erst ihr Vermögen, dann ihr Leben. Sie überlebte den Krebs nicht.
Die Star-Anwälte Philipp Wolm und Nikolaus Rast, sowie dessen Kanzlei-Kollege Michael Babic und Alexander Prenner verteidigen den angeklagten Clan am Wiener Landesgericht. "Wir bestreiten nur den Vorwurf der kriminellen Vereinigung", erklärte Wolm und plädierte bei der Strafe dafür, "die Kirche im Dorf zu lassen". Den Schaden werde man wiedergutmachen. Große Teile des beschlagnahmten Vermögens stünden der Familie jedoch rechtmäßig zu und man kämpfe für die Freigabe. " Schon der Großvater hatte vier Millionen Euro am Konto, es wurde gut gewirtschaftet in der Familie."
Als Anwalt Prenner – er vertrat den 30-jährigen Sohn der flüchtigen "Hauptschamanin" – weiter über das ganze Geld und dessen Herkunft referierte, flossen bei Familienoberhaupt Dejan M. (47) plötzlich bittere Tränen. Aussagen wollte keiner der Angeklagten, auch auf die Einvernahme der Opfer und von zusätzlichen Zeugen wurde verzichtet.
Das Urteil steht noch aus. Die Unschuldsvermutung gilt.