Noch immer fehlt von "Haupt-Schamanin" Mariana M. (44) jede Spur, dennoch startet der Prozess gegen den zwielichtigen Familien-Clan am 1. Dezember am Wiener Landesgericht. Angeklagt sind Schwiegertochter Dona D. (29), die als Schamanin "Anna" leichtgläubige Pensionistinnen um viel Geld gebracht haben soll. Auch der Sohn (29) von Mariana M. und der Ex-Mann (47) nehmen auf der Anklagebank Platz. Insgesamt soll der Clan mit erfundenen "Todesflüchen" und "Ritualen" zumindest 1,8 Millionen Euro erbeutet haben.
Die Anklage lautet auf schweren gewerbsmäßigen Betrug, kriminelle Vereinigung und Geldwäsche. Dona D. soll laut Anklage Opfern eingeredet haben, sie sei eine Schamanin und würde bei dem jeweiligen Opfer eine "nicht stimmige Aura" oder einen "Fluch" spüren, "der auch ihnen nahestehende Personen schädigen könne". Die Verdächtige soll alleine mindestens zehn ältere und psychisch angeschlagene Personen geschädigt haben, viele davon mehrmals.
Ein Fall sticht heraus: Die vermeintliche Schamanin schaffte es laut Anklage, einer Frau alleine bei mehreren Treffen insgesamt 514.900 Euro abzunehmen. Das Opfer war auf den billigen Trick hereingefallen, gab der Schamanin rund 210.000 Euro Bargeld, einen Koffer voll Schmuck im Wert von über 100.000 Euro sowie Gold im Wert von 200.000 Euro.
Besonders dreist: Obwohl der Clan in einer Luxus-Villa vor den Toren von Wien residierte, kassierte die 29-Jährige weiterhin Mindestsicherung. Sie war in Wien-Favoriten gemeldet, bezog laut Anklage durchgehend seit 11. Mai 2021 Mindestsicherung, zuletzt in der Höhe von 1.945 Euro monatlich – ein Klacks im Vergleich zu den mutmaßlich erbeuteten Summen.
Der Sohn (29) der "Haupt-Schamanin" hatte die Villa bei Wien erworben. Dort wurden 25 Kilo Gold, sowie Schmuck und Edelsteine, sechs Millionen Euro Bargeld in verschiedenen Währungen in einem versteckten Geheimtresor gefunden – auch im zubetonierten Swimmingpool wurden weitere Schätze entdeckt. In einer Garage in Wiener Neudorf parkten 14 teure Oldtimer, Highlight der Sammlung war ein goldener Mercedes. Der 47-Jährige soll innerhalb des Clans die Rolle des Logistikers übernommen haben.
Am 1. Dezember wird das Trio den Opfern ins Gesicht sehen müssen, die Beweislage ist erdrückend. Das Trio wird vor Gericht von den Top-Anwälten Nikolaus Rast, Michael Babic und Philipp Wolm vertreten. Für alle Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.