Über Monate hinweg soll eine Gruppe Jugendlicher aus Wien-Liesing im vergangenen Jahr bis zum heurigen Jänner eine Lehrerin (29) genötigt, missbraucht, vergewaltigt, bedroht, bestohlen, erpresst und ihre Wohnung belagert haben – inklusive wilden Partys. Am Ende brannte sogar noch Wohnzimmer der Pädagogin aus, während die 29-Jährige gerade auf Urlaub war – wir berichteten.
Die Staatsanwältin sprach von einem "Martyrium des Opfers" und einer "Abwärtsspirale" aus der die Lehrerin "nicht mehr herauskam", nachdem sie "dieser kriminellen Gruppe" gegenüberstand. Die angeklagten Jugendlichen hätten ihre panische Angst "schamlos ausgenutzt". Die Verteidiger verwiesen wiederrum auf angebliche Widersprüche "in der Darstellung des Opfers" und plädierten auf Freisprüche im Zweifel.
Nach insgesamt vier Prozesstagen, stundenlangen Anhörungen der sieben Angeklagten, sämtlichen Zeugen und Gutachtern zog sich der Schöffensenat am Montag um 15.30 Uhr zur Beratung zurück.
Am frühen Abend wurden die Urteile im aufsehenerregenden Fall verkündet, bei dem vermeintliche Freiwilligkeit und schamlose Gewalt und Psychoterror schwer auseinanderzuhalten waren und am Ende Aussage gegen Aussage stand.
Der Erstangeklagte (15) wurde zu 3,5 Jahren Haft verurteilt, unter anderem wegen Vergewaltigung, Erpressung, Brandstiftung und Missbrauch. Ein weiterer Angeklagter muss für Vergewaltigung und weitere Delikte drei Jahre in Haft. Die übrigen Angeklagten fassten teilbedingte Haftstrafen aus – bis auf den 16-Jährigen, der ein Verhältnis mit dem Opfer hatte. Für ihn gab es einen Freispruch. Alle Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Nach der Mutter des Opfers, die furchtbares erlittenes Leid beschrieb, hatten am Montag Angehörige und Freunde der Angeklagten ausgesagt: Die Schwester eines der beschuldigten Burschen schilderte eine gänzlich andere Version, als die der Lehrerin und der Staatsanwaltschaft.
"Ich habe gehört, dass mehrere Schüler mit ihr geschlafen haben. Sie hatten sogar einen eigenen Spitznamen für sie. Ich glaube, sie hat das genossen, dass sie von ihnen so vergöttert wurde…" so die zynische Aussage der derzeit arbeitslosen Ex-Schülerin.
Dass ihr damals 14-jähriger Bruder mit Drogen dealte, schien die Teenagerin nicht weiter zu stören. Er habe "der Lehrerin immer wieder was verkauft" und auch was "mit ihr gehabt", erklärte sie süffisant. Details wollte sie damals von ihrem Bruder keine erfahren, insofern wisse sie dazu nicht mehr.
Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133
Ein Ex-Schüler gab im Zegenstand selbstsicher zu Protokoll: "Sie hat uns zu ihr nach Hause eingeladen, Alkohol gegeben und uns sexy Blicke zugeworfen – es ist aber nichts Schlimmes passiert", so der Teenager. Vielleicht stehe sie auf jüngere, vermutete der bereits wegen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilte Bursche grinsend.
Ein weiterer ehemaliger Schützling der Lehrerin schilderte seinerseits von ungeschützten sexuellen Handlungen mit der Lehrerin – dem Tschetschenen werden allerdings keine Straftaten vorgeworfen. Was er sich gedacht hat, als sie schwanger wurde, wollte die Richterin wissen? "Ist halt meiergegangen", antwortete er schulterzuckend im Jugend-Slang.
Die Opfer-Anwältin forderte 15.500 Euro von den Angeklagten für das erlittene Leid ihrer Mandantin – kein Cent davon wurde von den Beschuldigten anerkannt. Der Brand alleine soll 78.000 Euro an Schaden verursacht haben. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.