Die hellblaue Bluse bis oben zugeknöpft, das blonde, schulterlange Haar gescheitelt: Am Donnerstag wurden Teile der kontradiktorischen Aussage jener Lehrerin (29) öffentlich vor Gericht vorgespielt, die im vergangenen Jahr von Freunden eines ehemaligen Schülers (zwischen 14 und 17 Jahren) missbraucht, vergewaltigt, genötigt, bestohlen und erpresst worden sein soll – wir berichteten.
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Aufrecht saß sie da und schilderte mit verweinten Augen und leiser Stimme eindrücklich, wie sie nach einem "Fehler" in einem schwachen Moment immer mehr in die Fänge der Jugendbande aus Wien-Liesing geriet. "Ich war an diesem einen Abend sehr, sehr betrunken, da habe ich meinen ehemaligen Schüler zu mir nach Hause mitgenommen", schluchzte sie.
"Ich hab das sehr bereut. Ich wusste, dass er in dieser Bande ist und dass das keine guten Menschen sind", brach die 29-Jährige in Tränen aus. Der großgewachsene, blonde Bursche hatte sie zuvor auf Instagram geaddet, über Wochen wurden belanglose und neckische Nachrichten gewechselt.
Nach dem Treffen nahm das Unheil seinen Lauf: Wenige Wochen später brachte der Ex-Schüler gleich mehrere problematische Freunde mit. "Das war nicht meine Welt. Sie waren stolz auf ihre Haftstrafen und prahlten mehrmals damit, wie kriminell sie nicht seien", so die Lehrerin.
Aus Angst, dass ihr Ruf durch heimlich aufgenommene Fotos zerstört werde und weil die Burschen sie bedroht haben sollen, hielt sie alles geheim. "Ich hatte Angst, dass sie alles verraten. Ich hab mich nicht getraut, nein zu sagen." Bei einem der Beschuldigten hatte sie aber sofort ein schlechtes Bauchgefühl. "Der war mir zuwider", schildert sie ihre Abneigung gegen einen dunkelhaarigen, korpulenten Jugendlichen.
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"Eines Tages fragte mich dieser 'Charmeur", ob ich schwanger sei, weil ich so fett geworden bin", schluchzte sie. Tatsächlich schlug ein Schnelltest an, worauf sie gegen ihren Schock von einem der Teenager eine Ecstasy-Tablette angeboten bekam. "Ich habe sie genommen." Danach ging es ihr schlagartig schlecht, alles begann sich zu drehen.
Von ihm sollen auch Nachrichten vorliegen, die der Lehrerin nahelegen, sich das Leben zu nehmen. "Du hast es ja noch immer nicht gemacht", habe er sie in regelmäßigen Abständen verhöhnt. Als es um explizite Schilderungen zweier mutmaßlicher Vergewaltigungs-Szenen ging, wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Die Unschuldsvermutung gilt.