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Handy-Spiel lässt Kinder Schönheits-OP erleben

Beauty-Apps für Kinder vermitteln eine falsche Botschaft: Perfekt ist, wer schön und dünn ist. Jetzt fordert eine Petition zur Reaktion auf.

Heute Redaktion
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Hier eine kleine Nasenkorrektur, da zwei, drei Pickel ausdrücken, dem Kinn etwas Fett absaugen und die Lippen noch ein wenig voller spritzen. Bevor Tess bereit für den Abschlussball ist, muss sie zuerst aufgehübscht werden. Tess ist ein Charakter aus "Beauty Clinic Plastic Surgery", einer kostenlosen App für Kinder ab drei Jahren.

"Beauty Clinic Plastic Surgery" ist kein Einzelfall. Im Gegenteil: Allein der Anbieter Bravo Kids Media bietet bei Google Play gleich mehrere Dutzend solcher Schönheitschirurgie-Apps für Kinder an. Das findet die deutsche Psychologin Gudrun Wiborg höchst problematisch. "Als Mutter einer fast elfjährigen Tochter beobachte ich die Manipulation durch die vielzähligen Schönheits-Apps. Sie tragen maßgeblich dazu bei, eine selbstliebende Beziehung zu dem eigenen Körper zu ruinieren", schreibt sie auf Change.org.

Petition gegen falsche Körperbilder

Wiborg ist Teil der Initiative "Anybody Deutschland" und dem internationalen Netzwerk Endangered Bodies – Körper in Gefahr. Letzteres hat unter dem Hashtag #SurgeryIsNotAGame vor einem Jahr eine Petition gestartet, die sich an Apple, Google und Amazon richtet. Sie verlangt von den drei Großkonzernen deutlichere Richtlinien für Spiele-Designer sowie die Entfernung dieser Spiele. Bereits mehr als 120.000 digitale Unterschriften wurden gesammelt.

Der Gedanke hinter der Petition ist der Schutz der Kinder und deren Selbstwahrnehmung. Laut einer aktuellen Studie der WHO fühlt sich in Österreich bereits über ein Drittel der elfjährigen Mädchen zu dick. "Wir von Endangered Bodies stellen uns der von einem einseitigen Schönheitsideal geprägten und schlankheitsbesessenen Kultur entgegen", so Wiborg.

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Trotz Erfolgen bleibt der Fortschritt aus

Bereits 2014 konnten Mitglieder von Endangered Bodies in Zusammenarbeit mit "Everyday Sexism Project" einen ersten Erfolg landen. Damals verlangte eine global angelegte Twitter-Kampagne die Entfernung solcher Schönheits-OP-Apps. Es dauerte keine 24 Stunden, bis Apple und Google dem Aufruf nachgekommen sind.

Dass die Debatte abermals gestartet ist und erneut Apps aus den Stores verbannt werden sollen, zeigt: Apple, Google und Amazon haben aus 2014 offenbar nur wenig gelernt, die Debatte um den Schönheitswahn hält an. Immerhin hat Apple auf den jetzigen Appell bereits reagiert. Es wurden sämtliche Schönheits-OP-Apps aus dem App Store entfernt. (vhu)