Lehrer fordern klare Strafen

Handyverbot an Schulen – Lehrer machtlos bei Verstößen

Seit Mai gilt an Österreichs Schulen das Handyverbot. Erste Bilanz: weniger Ablenkung, mehr Gespräche – aber kaum Konsequenzen bei Verstößen.
Wien Heute
20.10.2025, 09:18
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Seit dem 1. Mai dürfen Handys in den ersten acht Schulstufen nur mehr in Ausnahmefällen verwendet werden. Meist müssen sie morgens in Sammelboxen oder Regale. "Das funktioniert erstaunlich gut", sagt AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß. Der Grund: Viele Schulen hatten ähnliche Regeln schon in der Hausordnung. "Für die meisten war das Verbot nichts Neues." Auch die Schülervertretung reagierte gelassen – der große Aufschrei blieb aus.

"Kinder reden wieder miteinander"

Besonders in der Steiermark zieht man ein positives Zwischenfazit. Nikolaus Holzapfel, Direktor des Lichtenfels-Gymnasiums in Graz, schildert erfreut: "Wir erleben, dass die Kinder in den Pausen wieder miteinander sprechen und gemeinsam jausnen." Zwar komme es zu mehr Bewegung und auch mal zu kleinen Rangeleien, "aber das ist besser, als lauter Handy-Zombies im Hof".

Lehrer ohne Macht bei Regelbruch

So gut das Verbot funktioniert – wenn jemand dagegen verstößt, wird’s schwierig. "Wir haben kaum Erziehungsmittel", sagt Gewerkschafter Weiß. "Wir können ermahnen, mehr nicht." Strafen oder Sanktionen seien gesetzlich nicht vorgesehen. Viele Pädagogen wünschen sich daher klare Regeln, um bei wiederholten Verstößen handeln zu können.

AHS-Landesschulsprecher Alexander Hirtzi sieht das anders: "Man kann das Handy abnehmen, Einträge im Klassenbuch machen oder mit Eltern sprechen – Handhabe gibt es genug." Trotzdem bleibt bei vielen Lehrkräften Frust über die fehlende Durchschlagskraft.

Haftungschaos bei Ausflügen

Ein weiteres Problem zeigt sich bei Schulausflügen. Wenn Lehrer Dutzende Handys einsammeln, stellt sich die Frage: Wer haftet, wenn ein Gerät verloren geht oder beschädigt wird? "Da gibt es noch viele offene Punkte", so Weiß. Die Unsicherheit sei groß, weil klare Vorgaben fehlen.

Graz testet Handyfreie Woche

In Graz geht man nun einen Schritt weiter. An der WIKU-Schule geben Schülerinnen und Schüler ihre Handys freiwillig für eine ganze Woche ab – auch zu Hause. "Wir wollten wissen, ob das überhaupt möglich ist", erklärt Direktorin Eva Ponsold. Viele Kinder hätten zunächst gezögert, "aber die meisten sind jetzt neugierig, wie sich das anfühlt".

Was die Schüler ohne Handy machen, sollen sie in einem Tagebuch festhalten. Erste Pläne klingen ehrgeizig: "Ich will sehen, wie produktiv ich bin, wenn ich nicht ständig aufs Handy schaue", sagt eine Schülerin. Ein anderer fügt an: "Ich will wieder mehr mit Freunden unternehmen."

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