Spiele-Test

"HappyFunland" gruselt auf PSVR2 – anders als gedacht 

"HappyFunland" führt uns auf der PlayStation VR2 in einen Vergnügungspark der Albträume, gegruselt haben wir uns aber wegen der verpassten Chancen.

Rene Findenig
"HappyFunland" gruselt auf PSVR2 – anders als gedacht
Das Design von "HappyFunland" ist streckenweise fantastisch, die Atmosphäre macht man sich aber mit billigen Jumpscares kaputt.
Spectral Illusions

Entwickler Spectral Illusions und Publisher Perp Games haben neu "HappyFunland" auf die PlayStation VR2 gebracht – und damit eine riesige Chance verpasst. Das Horror-VR-Game würde ein einzigartig-bizarres Design und schaurige Gameplay-Ideen mitbringen, weil die Macher aber lieber auf Jumpscares und billige Schockmomenten setzen (wollen, was nicht wirklich funktioniert) und diese noch dazu uninspiriert aneinanderstoppeln, gruselt in "HappyFunland" die Spieler eher, was auf tollen Grundlagen gemacht wurde. Doch ganz der Reihe nach, worum geht es im neuen Game für Sonys PlayStation-VR2-Headset überhaupt?

In einem Sumpf im Süden Floridas lernt der Protagonist den seltsamen Fremden Larry kennen, über den man zu einem Job im verlassenen Vergnügungspark "HappyFunland" kommt. Um diesen ranken sich offenbar seit Jahren diverse Mythen und blutige Geschichten, Schauer-Storys um Schrecken, Dramen und Tragödien. Da unser Protagonist all diese Schrecken jedoch nicht kennt, muss er wohl fühlen statt hören. Und so sollen wir nach und nach die Attraktionen des Parks wie eine Piratenbootfahrt oder ein Spukhaus erkunden. Das wird zum Horror wegen der offenbar besessenen Roboter und Maschinen – jedoch anders als ursprünglich gedacht.

Ein VR-Horror-Game der vielen verpassten Chancen

Was nämlich klingt wie ein fantastisches "Five Nights at Freddy's" und auch super englische Vertonung, nicht zu verachtende VR-Grafik und detaillierte Umgebungen bietet, wird schnell zu einem billigen Horror-Abklatsch. So viel Kreativität am Anfang gestanden sein mag, so wenig Ideen hatte man wohl beim Gameplay, das aus Knüppeleien mit heranstürmenden Monstern, dem Ausprobieren einiger Fahrgeschäfte und Minigames und schließlich der Suche nach dem Ausgang zur nächsten Arena besteht. Anfangs zuckt man da noch bei einigen Jumpscares zusammen, weil das Spiel diese aber exzessiv nutzt, werden sie schnell einfach nur noch lästig.

Dazu schleichen sich auch einige Steuerungs-Ärgernisse ein. So besteht ein Teil des Spiels darauf, immer wieder Minigolf in der VR-Welt zu absolvieren. Die Steuerung zeigt sich dabei fummelig, die Ballphysik nicht existent – hier voranzukommen, wird zum Glücksspiel. Alles schlecht im Game? Natürlich nicht. Das Gefühl der Wehrlosigkeit kann der VR-Titel etwa durch die wenigen nutzbaren Waffen wie einen Golfschläger aufrechterhalten. Da tun die verpassten Chancen weh, denn immer wieder blitzt auf, was beim Titel möglich gewesen wäre. Stattdessen hetzt man irgendwann einfach durch das Game, um es möglichst schnell hinter sich zu haben.

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    Entwickler Spectral Illusions und Publisher Perp Games haben neu "HappyFunland" auf die PlayStation VR2 gebracht – und damit eine riesige Chance verpasst. 
    Entwickler Spectral Illusions und Publisher Perp Games haben neu "HappyFunland" auf die PlayStation VR2 gebracht – und damit eine riesige Chance verpasst.
    Spectral Illusions

    Klasse Humor, klasse Technik, klasse Basis – und ein Aber

    Wirklich schön sind dabei die verschiedenen Schauplätze ausgefallen, die mit netten Details wie beschädigten und Funken-sprühenden Automaten oder zerfallenden Kulissen aufwarten. Sie vermitteln eine bedrückende Atmosphäre und sind vielleicht der gruseligste und auch beste Aspekt des VR-Games. Auch, weil man hier etwas spielerische Abwechslung bekommt – mal darf man die düstere Fahrt einfach aussitzen und genießen, mal muss man sich wiederum gegen auf die Schienen und Fahrgeschäfte springenden Monster-Roboter wehren. Geht es besonders hektisch zu, besteht bei empfindlichen Spielern die Gefahr von Motion Sickness.

    An Wiederspielwert gibt es nach einem absolvierten Durchgang aufgrund fehlender alternativer Enden und Entscheidungen wenig – etwa einige Dutzend sammel- beziehungsweise zerstörbare Statuen in den Levels. Wir wollen es aber noch einmal wiederholen: Bis auf die frustrierende Ballphysik beim Minigolf ist die Technik erste Klasse. Die Schauplätze laden dazu ein, sie länger zu bestaunen und die Sprecher machen einen richtig klasse Job. Und auch wenn es sich eigentlich um ein düsteres Horror-Erlebnis handelt, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Die Entwickler haben eine extrem tolle Basis geschaffen, an der Ausführung hapert es.

    "HappyFunland" gruselt auf PSVR2 – anders als gedacht

    Echte Horror-Fans werden bei aller Kritik trotzdem Spaß mit "HappyFunland" haben, denn das Setting ist richtig gut und zwei, drei Jumpscares sitzen auch. Für alle anderen bleibt indes zu hoffen, dass da noch ein paar Updates nachgeschoben werden. Das generell recht repetitive Gameplay mit sich wiederholenden Maschinen-Monster-Wellen wird das zwar nicht mehr ändern, vielleicht aber einige Details wie die sich ständig wiederholenden Phrasen der Angreifer oder die Steuerung beziehungsweise das Verhalten des Balls beim Minigolf.

    Schon kleine Veränderungen könnten aus "HappyFunland" ein weitaus besseres VR-Erlebnis machen. Zurück bleibt dennoch der Geschmack der verpassten Chancen, weil ein atemberaubendes Setting einer mangelhaften Umsetzung gegenübersteht. Wir würden jedenfalls liebend gerne ein "HappyFunland 2" sehen, in dem die Umsetzung der Klasse der Ausgangsbasis entspricht. 

    rfi
    Akt.