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Dieses Haus kommt aus dem Drucker

Im niederländischen Eindhoven wird zum ersten Mal ein 3D-gedrucktes Haus bezogen. Wie diese neue Technologie funktioniert und was sie bringt.

Sabine Primes
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Technologie-Revolution? - Das Haus aus dem 3D-Drucker.
Technologie-Revolution? - Das Haus aus dem 3D-Drucker.
Screenshot/tagesschau.de

Zu Beginn der Menschheitsgeschichte bauten Menschen Häuser aus Lehm. Knapp 2.000 Jahre später macht das ein Roboter namens "BOD2". „BOD2“ ist der Beginn eines neues Bauzeitalters und die Hoffnung auf eine technologische Revolution: Mit ihm will der bayerische Bauzulieferer Peri den 3D-Betondruck etablieren. Echte Häuser, in denen Menschen wohnen können - aus dem Drucker? Wie geht das? 

Im niederlänischen Eindhoven bereits bezugsfertig

Im niederländischen Eindhoven beziehen Elize Lutz und ihr Mann Harrie Dekkers wohl als erste Menschen in Europa ein Haus aus dem 3D-Drucker. "Ich betrachte das als eine Art Reise", sagt Dekkers. "Ich mache eine Weltreise im eigenen Land - für ein halbes Jahr. Wir schauen uns das hier an, erkunden die Umgebung und wir erkunden dieses Haus und werden erfahren, wie es sich anfühlt, hier zu wohnen".

Das von der Firma Weber Benelux errichtete Haus ist eines von fünf Häusern aus dem 3D-Drucker, die im Rahmen des sogenannten Projekts Milestone entstehen sollen. Mit diesem Projekt möchte man den Nutzen der 3D-Drucktechnik im Baugewerbe ergründen. Die Wände, inklusive der Kanäle für Leitungen, wurden aus Flüssigbeton gedruckt. Das Fundament wurde dagegen noch auf herkömmliche Weise gefertigt. Die Dachkonstruktion besteht aus Holz.

94 Quadratmeter, komplett eingerichtet um 800 Euro pro Monat

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    Wie die deutsche "Tagesschau" berichtet, entstand innerhalb von sechs Monaten das 94 Quadratmeter große Haus, das ein wenig an das Haus von Fred Feuerstein erinnert.
    Wie die deutsche "Tagesschau" berichtet, entstand innerhalb von sechs Monaten das 94 Quadratmeter große Haus, das ein wenig an das Haus von Fred Feuerstein erinnert.
    Houben/Van Mierlo/architectenWeber Benelux

    Schnelles Bauen gegen die Wohnungsnot

    Theo Salet ist Dekan der Fakultät für gebaute Umwelt und ordentlicher Professor für Tragwerksplanung/Massivbau an der Technischen Universität Eindhoven. Er und sein Team wollen damit in der Architektur nicht nur optisch neue Wege gehen. "In erster Linie wollen wir versuchen, nachhaltiger zu bauen, indem wir weniger Materialien verwenden", sagt Salet. "Dafür ist diese Technik sehr gut geeignet. Sie kann auch dazu beitragen, die Wohnungsnot zu lindern. Denn das ist industrielles Bauen. Wir können Häuser dadurch sehr schnell bauen, und gleichzeitig maßgeschneidert. Das heißt: Jede Wohnung ist einmalig."

    So funktioniert 3D-Betondruck
    Mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde soll der 3D-Roboter "BOD2" der Firma Peri aktuell der schnellste 3D-Betondrucker auf dem Markt sein. Für einen Quadratmeter doppelschalige Wand benötigt der BOD2 rund 5 Minuten.
    Während des Druckvorgangs berücksichtigt der Drucker nicht nur die Öffnungen für Fenster und Türen, sondern auch die später zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse. Der Drucker stoppt automatisch dort, wo beispielsweise eine Steckdose geplant ist und setzt den Druck hinter der Steckdose fort. Eine Fachkraft vor Ort setzt in diesem Fall eine Leerdose ein oder legt bei größeren Aussparungen ein Edelstahlblech darüber. 
    Die Bedienung des "BOD2" erfordert nur zwei Personen und der Druckroboter ist so zertifiziert, dass auch während des Druckvorgangs im Druckraum auf der Baustelle gearbeitet werden kann. Die Beschickung des Druckers mit dem Mörtel erfolgt über ein Materialsilo mit angeschlossener Mischpumpe. Der Druckkopf und die Druckergebnisse werden per Kamera überwacht. Werden am Ende des Arbeitstages die Maschinen ausgeschaltet, ist das kein Problem. Bei Pausen wird mittels Haftverbinder am nächsten Tag nahtlos weitergedruckt.