Österreich

Heer zieht Arzt ein, 7.000 Patienten ohne Versorgung 

Er ist der einzige Gemeindearzt und wird trotzdem einberufen: Ernst Toferers Befreiungsantrag für eine Milizübung wurde abgelehnt.

Christine Ziechert
Der Arzt ist auch alleine für das örtliche Seniorenheim mit 50 Patienten zuständig (Symbolbild).
Der Arzt ist auch alleine für das örtliche Seniorenheim mit 50 Patienten zuständig (Symbolbild).
Getty Images/iStockphoto

Für Aufregung sorgt derzeit der Einberufungsbefehl des einzigen Kassenarztes in Großarl (Sbg.): Ernst Toferer soll von 22. Juni bis 1. Juli an einer Milizübung teilnehmen, anschließend ist der Mediziner bis 16. Juli auf Urlaub. Am 1. Juli eröffnet eine Kollegin in Hüttschlag eine neue Praxis, davor gibt es allerdings zehn Tage lang keine medizinische Versorgung für die Bevölkerung. Toferer betreut derzeit zudem alleine das Seniorenwohnheim mit über 50 Patienten.

Der offene Brief des Mediziners
Der offene Brief des Mediziners
zVg

"Mir ist bewusst, dass ich mich im Alter von 18 Jahren im Rahmen meines Grundwehrdienstes freiwillig zur Miliz gemeldet habe. Mittlerweile hat sich jedoch meine berufliche Situation geändert. Seit Frühjahr 2022 bin ich in Großarl/Hüttschlag als alleiniger Kassenarzt und Sprengelarzt tätig", schreibt Toferer in einem offenen Brief, der auf seiner Homepage abrufbar ist.

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    Militärkommando versteht Aufregung nicht

    Laut eigenen Angaben konnte der Gemeindearzt keine Vertretung finden. Die notärztliche Versorgung übernimmt das Rote Kreuz. Das Militärkommando Salzburg kann den Ärger nicht nachvollziehen. Wie der ORF berichtet, bekämen die Betroffenen die Übungstermine ein halbes Jahr im Vorhinein mitgeteilt, in dieser Zeit sollte sich ein Ersatz organisieren lassen, so ein Sprecher. Zudem seien Ärzte gerade bei Übungen wichtig, falls dort etwas passieren sollte.

    Bereits vor vier Jahren habe es Aufregung um Toferer wegen einer Milizübung gegeben, heißt es vom Heer. Damals musste der Gemeindearzt daran teilnehmen. Unterstützung bekommt der Mediziner vom Großarler Vizebürgermeister Hans Ganitzer (SPÖ): Demnach seien 7.000 Einheimischen und Gäste Ende Juni im Tal ohne ärztliche Versorgung.

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