In den vergangenen 15 Jahren (2010 bis 2024) registrierte das Blitzortungssystem von UBIMET mehr als 21 Millionen Blitzentladungen (Wolken- und Erdblitze) in Österreich – das entspricht durchschnittlich 1,4 Mio. Blitzen pro Jahr. Das blitzreichste Bundesland war meist die Steiermark, nur im Jahr 2021 lag einmalig Oberösterreich an der Spitze.
Die meisten Blitze wurden im Jahr 2012 registriert, die wenigsten hingegen im Jahr 2015. Ein neuer Rekord ist heuer unwahrscheinlich: "Die Anzahl der Blitze in diesem Jahr war bislang leicht unterdurchschnittlich", analysiert Nikolas Zimmermann, Meteorologe der Österreichischen Unwetterzentrale. "Der Juni brachte zwar eine durchschnittliche Blitzanzahl, doch der Mai und voraussichtlich auch der Juli fallen unterdurchschnittlich aus".
Gewitter entstehen besonders häufig über den Bergen und ziehen unter Verstärkung ins angrenzende Flachland. Die stärksten Gewitter treten oft direkt am Alpenrand auf, da die Luft hier tendenziell feuchter und damit energiereicher ist. Mit zunehmender Entfernung von den Bergen lässt die Gewitterhäufigkeit nach. Im Mittel von 2010 bis 2024 sind die drei blitzreichsten Bezirke des Landes in der Steiermark anzutreffen: "Weiz liegt an der Spitze mit durchschnittlich 32,7 Blitzen pro km², gefolgt von Graz-Umgebung und Hartberg-Fürstenfeld", analysiert Zimmermann.
Auf dem vierten Platz folgt Braunau am Inn in Oberösterreich. "Die geringste Blitzdichte auf Bezirksebene weist der Bezirk Landeck mit einer Dichte von 7,7 Blitzen pro km² auf, gefolgt von Bludenz und Imst mit jeweils 7,8 Blitzen pro km²", so der Meteorologe. Auf Gemeindeebene liegt ebenfalls Weiz mit einer Blitzdichte von 41,5 Blitzen/km² auf dem ersten Platz, während Sölden mit nur 4,5 Blitzen/km² an letzter Stelle liegt.
Gewitter können bei passenden Wetterbedingungen das ganze Jahr über auftreten. Die klassische Hochsaison liegt hierzulande typischerweise zwischen Mitte Mai und Ende August. "In dieser Zeit sorgt einerseits der hohe Sonnenstand für eine starke Erwärmung der bodennahen Luft, was zu einer labilen Schichtung der Atmosphäre führen kann. Andererseits werden die Luftmassen im Laufe des Sommers insgesamt energiereicher, da wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann", erklärt Zimmermann.
Der blitzreichste Monat des Jahres in Österreich ist meist der Juli mit einem 15-jährigen Mittel von rund 498.000 Blitzentladungen. Es folgen der August mit 370.000, der Juni mit 333.000 und der Mai mit 130.000. Gegen Ende August lässt die Blitzhäufigkeit aufgrund der rasch abnehmenden Tageslänge deutlich nach. Die blitzärmsten Monate sind der November und der Dezember mit jeweils etwa 100 Entladungen.
In Österreich stellt Graz aufgrund der geografischen Lage am Südostrand der Alpen die blitzreichste Landeshauptstadt dar. Einerseits gibt es hier zahlreiche Gebirgsgruppen wie etwa die Lavanttaler Alpen und das Grazer Bergland, welche die Auslöse von Gewittern begünstigen, andererseits ist die Luft hier im Sommer oft feucht bzw. energiereich. "Die feuchte Luft kann sich im Grazer Becken bei Kaltfrontdurchgängen besonders lange halten, weil die eintreffende Kaltluft von den Alpen blockiert wird und nach Wien umgeleitet wird", so der Experte. In mittleren Höhenlagen findet aber bereits eine Temperaturabnahme statt, was im Südosten zu einer labilen Luftschichtung führt.