Politik

Heimische Kinos proben Aufstand: "Völlig absurd"

Heute Redaktion
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Die heimische Kinobranche fühlt sich vor den Kopf gestoßen. Dass gesperrte Kinos von sich aus im Sommer nicht öffnen wollte, sei "völlig absurd", hieß es.

Groß-Events bleiben in Österreich den ganzen Sommer lang verboten, auch Kinos sollen zu bleiben, erklärten Vizekanzler Werner Kogler und Kultur-Staatssekretärin Ulrike Lunacek (beide Grüne) am Freitag. "Wir waren auch mit den Kinos und Programmkinos in Kontakt. Sie haben darum gebeten, dass sie erst Ende August wieder öffnen wollen", gab Kultur-Staatssekretärin Ulrike Lunacek bekannt.

Vor allem die Kinos regt dies auf. Dass Kinos im Sommer nicht aufsperren wollen würden, sei "völlig absurd", so der Präsident des Österreichischen Kinoverbandes Christian Dörfler. "Selbstverständlich wollen wir am liebsten morgen unsere Kinosäle wieder öffnen, wir sind ja nicht der Feind unseres eigenen Geschäftes", so Dörfler. Im Sommer würden in den Kinos gewaltige Umsätze generiert, "da traditionell gerade in den Monaten Juli und August aus der Filmschmiede Hollywood einige Blockbuster ihre Europa Premieren haben".

Abschreckende Rahmenbedingungen

Die Coronakrise habe allerdings den Film- und Kinomarkt weltweit vollständig zum Erliegen gebracht, Blockbuster wurden auf Herbst verschoben. "Das wirkliche Problem, warum unsere 142 Kinos nicht morgen wieder ihre 577 Säle öffnen ist ganz einfach das derzeit fehlende Produkt, nämlich der Film und die nicht planbaren Rahmenbedingungen", so Dörfler. Dazu komme, dass "das subjektive Sicherheitsgefühl beim Kinobesuch eine größere Rolle spielt als beispielsweise im Handel".

In Kinos würden "Gäste nur hingehen, wenn sie sich wohl und geborgen fühlen". Dies sei aber erst dann wieder gewährleistet, "wenn die Rahmenbedingung für den Kinobesuch nicht abschreckend sind und das Social Distancing im Alltagsverhalten der Menschen angekommen ist", so Dörfler.

Ins selbe Horn gestoßen

Auch von Christian Langhammer von den Constantin Film & Cineplexx Kinobetrieben heißt es, man trage die Maßnahmen zwar mit, "wir möchten allerdings auch klarstellen, dass wir unter realistischen Bedingungen, die nicht nur die Sicherheit der Gäste und des Personals gewährleisten, sondern auch wirtschaftlich umsetzbar sind, bereits im Sommer aufsperren könnten und auch möchten". Dazu brauche es aber Planungssicherheit, wirtschaftlich umsetzbare Abstandsregeln und zentral ein Anlaufen der internationalen Filmszenen mit Filmneuheiten.

Da sich die Mitarbeiter in Kurzarbeit befänden, sei eine Vorankündigungszeit von zumindest drei Monaten wichtig, ein Sommerbetrieb wäre aber "definitiv möglich". Der Kinobetrieb im Sommer sei überrdies äußerst attraktiv und wirtschaftlich erfolgreich. "Dass wir bestimmte Abstands-Maßnahmen in Kinosälen umsetzen werden, liegt auf der Hand. Diese müssen aber unbedingt in einem realistischen Ausmaß bleiben – eine Regelung, wonach nur eine Person auf 20 Quadratmeter fällt, ist wirtschaftlich einfach nicht machbar", so Christof Papousek, CFO/Co-Gesellschafter Constantin Film & Cineplexx Kinobetriebe. Denkbar sei eine maximale Auslastung von 50 Prozent pro Saal, bei der jeweils ein Sitzplatz frei bleibe und somit der Mindestabstand ohne Probleme eingehalten werden könne.