Als die Mieterinnen und Mieter der SIMMO Real in Leobendorf (Korneuburg) 2023 ihre Schlüssel überreicht bekamen, ahnten sie nicht, was sie bald erwarten würde. Derzeit lösen die enorm gestiegenen Kosten bei rund 40 Mieterinnen und Mietern Verzweiflung aus – auch weil die ista Österreich GmbH keinen Fehler in ihren Abrechnungen finden will.
"In der Abrechnung für 2023 hat uns das Ableseunternehmen ista Österreich GmbH plötzlich den dreifachen Verbrauch bei den Heizkosten verrechnet", sagt Karin V. (Name geändert), eine Bewohnerin in einem von vier betroffenen Häusern.
Die 37-Jährige ist chronisch krank und alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern. Weil ihre Autoimmunerkrankung wegen des gestiegenen Stresses immer schlimmer geworden sei, musste sie ihren Job aufgeben. Jetzt kämpft sie um ihre Existenz.
Karin V. und rund 40 anderen Hausparteien wurden für 2023 rund 287.000 kW an Heizkosten in Rechnung gestellt. "Unser Verbrauch liegt aber nur bei 87.000 kW", sagt V. Der Neubau, in den sie im Frühjahr 2023 gezogen war, sei von der SIMMO Real als modern und energiesparend, mit nur 26 Kilowatt auf den Quadratmeter präsentiert worden. Nur interimsmäßig, bis die Fernwärme komme, sei das Haus an einer Gas-Heizanlage in der Nachbarschaft angeschlossen, habe es geheißen.
Die günstige Fernwärme kam aber nie. Dafür kamen im September 2024 die ersten horrenden Nachzahlungen. "900 Euro wollte die ista von mir haben", sagt V. entrüstet zu "Heute". Auch bei den Nachbarn flatterten Briefe mit drei- und vierstelligen Forderungen ins Postkästchen – die Vorschreibungen wurden für alle kräftig erhöht. "Eine Nachbarin hat sogar 440 Euro Heizkosten pro Monat auf ihrer neuen Vorschreibung stehen", berichtet V.
Von den 40 Mietern sind einige bereits in Pension. "Das Geld reicht für sie nicht mehr. Manche von ihnen müssen jetzt wieder arbeiten gehen. Das ist doch ein Skandal!", sagt Simone V. wütend zu "Heute". Sie wirft der SIMMO Real vor, nichts zu tun und ortet ein Komplott.
"Heute" hat deshalb bei der Geschäftsführerin der SIMMO Real, Simone Paul, nachgefragt. Sie ist gleichzeitig auch die Tochter jenes Heurigenwirtes aus dem Ort, der für den Bau der vier Häuser verantwortlich war – einerseits als Chef einer Immobilienerrichtungsfirma, andererseits im Bauausschuss von Leobendorf. Ihre Antwort fällt verblüffend aus, denn sie sagt: "Ich sitze mit den Mietern im selben Boot."
Sie führe nur in selbstständiger Tätigkeit das Hausverwaltungsunternehmen SIMMO Real. "Auch wir haben hohe Vorschreibungen von der ista bekommen, bei leerstehenden Wohnungen", sagt Paul. Sie sieht das Problem bei der ista GmbH: "Dort bekomme auch ich nur schleppend oder gar keine Antwort", erzählt sie.
Dann führt sie weiter aus: "Man hat bei der ista einfach keine Ansprechpartner. Die Mieter und auch ich bekommen dieselben Standardfloskeln, etwa wie eine Abrechnung erstellt wird, ohne eigentliche Antwort auf die ursprüngliche Frage." Wenn man wiederholt anrufe, erkenne ein Mechanismus die Nummer und man lande bei unterschiedlichen Tonbändern.
"Heute" hat mehrfach bei der ista Österreich GmbH nachgefragt und folgendes Statement erhalten: "Zunächst wird die Heizanlage von den Hauseigentümern (Anm.: J. Paul Immobilienbesitz GmbH) betrieben, welche von der Kelag (Anm.: Energieunternehmen) versorgt wird. Die ista, als beauftragtes Abrechnungsunternehmen für die genannten Liegenschaften, übernimmt die erzeugte Energiemenge und verrechnet diese 1:1 an die Mieter und Mieterinnen weiter."
Die Ursachen der hohen Rechnungen seien einerseits die aufgrund des Ukraine-Konfliktes stark gestiegenen Gaspreise im Jahr 2023 sowie andererseits die hohe benötigte Wärmemenge in die Liegenschaft.
Dann die Überraschung: "Wir werden im nächsten Schritt gemeinsam mit dem Eigentümer bzw. der Hausverwaltung intensiv an der Klärung der Ursachen für den ungewöhnlich hohen Heizungsverbrauch arbeiten. Parallel dazu setzen wir einen zweimonatigen Mahnstopp für die betroffenen Mieterinnen und Mieter in Kraft."
Die ista sagt, sie wolle dadurch sicherstellen, dass so während der laufenden Prüfung keine zusätzlichen Mahnkosten entstünden. "Wir weisen jedoch darauf hin, dass die laufenden monatlichen Vorschreibungen weiterhin zu begleichen sind", heißt es im nächsten Satz.
"Als Hausverwaltung kann ich gar nicht nachvollziehen oder nachrechnen, weil ich keine einzelnen Rechnungen oder Zählerstände sehe. Ich habe da schlicht nicht genug Daten", sagt Simone Paul dazu und ergänzt: "Für leerstehende Wohnungen haben wir tausende Euro nachzahlen müssen. Dann habe ich einen Anwalt eingeschaltet."
Der Anwalt habe festgestellt, dass das Heizkostengesetz von der ista eingehalten werden. "Uns bleibt nur die Kündigung. Wir sind aber leider noch bis Ende 2025 vertraglich gebunden", sagt Paul und dass sie schon Angebote von anderen Unternehmen auf dem Tisch liegen habe: "Spätestens bis 30. Juni wollen wir kündigen." Die Mieter müssten leider "jeder selbst einen Einspruch erheben", zur Arbeiterkammer oder zum Konsumentenschutz gehen.
Karin V. hat genau das vor. Und sie hat schon einen Termin bei der Arbeiterkammer. "Ich habe von der SIMMO Real und der ista alle Unterlagen zur Einsicht verlangt. Es kann nicht sein, dass ein paar wenige bereichern, während wir als Mieter für all das aufkommen sollen, bis zu Aufschließungskosten und Baustrom."