Es gibt Reisen, die fühlen sich an, als würde man in seine eigene Kindheit zurückkehren. Meine letzte führte mich nach Anaheim, mitten hinein in die Pokémon-Weltmeisterschaft. Ein Wochenende voller Pikachu und Pyro.
Jetzt darf ich wieder losziehen. Mich erreichte erneut eine Einladung. Das Ziel dieses Mal: London. England richtet nämlich die EM der Poké-Welt aus.
Vom 13. bis 15. Februar 2026 verwandelt sich das "ExCeL London" in einen Schauplatz, den man eher in Kanto vermuten würde. Also dem Ort, in dem die erste Generation von Pokémon spielt.
Tausende Spielerinnen und Spieler pilgern in die britische Hauptstadt, um bei der Pokémon-Europameisterschaft um insgesamt 460.000 Euro zu kämpfen. Halb Europa wird an diesen Tagen aus Attacken bestehen: Donnerblitz, Psychoklinge, Drachenpuls. Und irgendwo dazwischen stehe wieder ich.
Für viele ist London nur ein Zwischenstopp. Wer sich durch die vollen Hallen, die Blitzlichter und die schweißtreibenden Matches kämpft, hat ein Ziel: ein Ticket zur Weltmeisterschaft in San Francisco. Dort wird im Chase Center gespielt – einer Arena für 18.000 Fans. Ein Ort, an dem sonst Basketballstars bejubelt werden, aber im Sommer 2026 eben auch Pokémon-Trainer, die sich gegenseitig mit glänzenden, schillernden und manchmal völlig absurden Strategien aufs Spielfeld schicken.
Ich erinnere mich an Anaheim: 25.000 Menschen vor Ort, knapp 5.000 davon in der Halle, die bei jeder Attacke brüllten, als stünde die Welt auf dem Spiel. Eltern, die ihren Kindern Glücksbringer in die Hand drückten. Erwachsene, die ihre alten Game-Boy-Erinnerungen in neuen Karten, Boxen und Duellen wiederfanden. Und irgendwo dazwischen ein hüpfendes Pikachu, das uns aus seinen schwarzen Knopfaugen anzublinzeln schien.
Ich stelle mir schon jetzt vor, wie ich durch die Londoner Messehalle gehe: Überall Cosplayer, Händler, glänzende Kartenvitrinen. Gesprächsfetzen wie "Hast du das neue Meta gesehen?" und "Ich brauch nur noch eine Reverse-Holo!" schweben über den Besucherströmen. Und natürlich wieder diese Mischung aus Nostalgie und elektrischer Aufregung, die es in dieser Intensität nur bei Pokémon gibt.
Vielleicht werde ich diesmal wieder zu einem kleinen Showkampf herausgefordert. Vielleicht verliere ich. Vielleicht gewinne ich. Vielleicht bekomme ich wieder einen Orden, der für niemanden sonst etwas bedeutet – aber für mich plötzlich alles.
Egal aber, wie laut die Halle wird, wie wertvoll die Raritäten diesmal sind oder wie chaotisch die Matches ablaufen: In London spürt man bereits die Energie, die im Sommer in die nächste Stufe gehen wird. Denn am Ende will jeder nur eines: die Einladung zur großen Bühne in Kalifornien.
San Francisco ruft. Und London ist quasi die letzte Arena auf dem Weg dorthin.