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Hier sitzt Hannes Kartnig nun wieder ein

Heute Redaktion
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Wie die Vollzugsdirektion im Justizministerium am Mittwoch verkündete, wurde Hannes Kartnig die Fußfessel wieder abgenommen. Der wegen schweren Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilte Ex-Präsident von Sturm Graz musste bereits in eine Gefängniszelle der Justizanstalt Graz-Jakomini übersiedeln. Er will Berufung einlegen.

Auslöser für den Widerruf des elektronisch überwachten Hausarrests waren Kartnigs ausschweifende Freigänge. Mitte Oktober sorgte der Steirer erstmals für Aufregung, als er mit Fußfessel die "Tosca"-Premiere in der Grazer Oper besuchte. Am Montag feierte er im Wiener Luxushotel Park Hyatt seinen 63. Geburtstag. Für die Justizanstalt war das Limit damit erreicht.

Mit Luxus ist jetzt erst einmal Schluss. Auch Kartnigs berufliche Tätigkeit - Grundvoraussetzung für die Gewährung der Fußfessel - dürfte unter der Haft leiden. Im Gefängnis herrscht striktes Handyverbot. Auch die Besuchszeit von 8.00 bis 12.00 Uhr Montags bis Donnerstags (Dienstags von 16 bis 19 Uhr)  wird wohl nicht wirklich tauglich für Geschäftstermine sein.

Acht Stunden Arbeit am Tag

Untätig wird Kartnig aber trotzdem nicht sein. Für Strafgefangene herrscht in Graz-Jakomini Arbeitspflicht - und zwar ein normaler Acht-Stunden-Tag. In der Justizanstalt inklusive der Außenstelle Paulustor beherbergt zahlreiche Arbeits- und Wirtschaftsbetriebe wie z.B. eine Kfz-Werkstätte, eine Schlosserei, eine Glaserei, usw. - Marketing, sein derzeitiger Tätigkeitsbereich, steht nicht zur Auswahl. Kartnig könnte als ausgebildeter Goldschmied wohl am ehesten im Kunstbetrieb der Anstalt arbeiten.

Wuzzeln mit den Mithäftlingen?

Auch in der Freizeit gibt es reichlich Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Anstalt besitzt neben einer umfassenden Bilbiothek auch mehrere Sport- und Trainingsräume. Außerdem gibt es mehrere Freizeiträume etwa für Tischtennis. Auch einen Wuzzler hat die Anstalt. Dort werden die anderen Insassen wohl Schlange stehen, um den Ex-Manager von Sturm Graz zum Duell zu fordern.

Sollte ihn der Häf'n-Alltag gar zu sehr bedrücken, kann sich Hannes Kartnig an die geschulten Gefängnispsychologen oder eine Gesprächsgruppe wenden. Für seine Lieben zu Hause darf er auch gerne kleine Geschenke in Handwerksräumen basteln. "Diese bewirken nicht selten einen wesentlichen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis zwischen Straftätern und Angehörigen bzw. der Gesellschaft", berichtet die Justizanstalt .

Anwalt wartet auf Begründung

In Sachen  Beschwerde gegen den Widerruf der Fußfessel will sein Anwalt Roland Kier abwarten. "Es hat keinen Sinn, Rechtsmittel zu ergreifen, wenn die schriftliche Ausfertigung der Entscheidung noch nicht vorliegt", so Kier am Donnerstag. Man werde kommende Woche entscheiden. "Kartnig war gestern extrem niedergeschlagen", so der Anwalt.

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Beide Ausgänge waren Kartnig von der Haftanstalt genehmigt worden. Das löste allerdings einen Sturm der Entrüstung aus. Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen, erklärte am Mittwoch: "Wenn Hannes Kartnig die Fußfessel mit einem Goldketterl verwechselt und der Meinung ist, er ist zu Opernbesuch und Luxusrestaurant verurteilt worden, muss die Justiz das im Interesse ihres eigenen Ansehens umgehend korrigieren."

"Um 15.15 Uhr wurde die Entscheidung getroffen, dass der Widerruf der Möglichkeit der Fußfessel erfolgt", sagte Brigadier Erich Huber-Günsthofer von der Vollzugsdirektion des Justizministeriums. Grund sei, dass gegen Auflagen der Leitung der Justizanstalt Graz-Jakomini verstoßen wurde. Kartnig habe nun drei Tage Zeit, die Entscheidung mittels Beschwerde zu bekämpfen. Die Entscheidung sei von der Grazer Anstaltsleitung getroffen worden. Deren Vertreter hatten sich am Mittwoch zu diesbezüglichen Gesprächen in Wien befunden.

Erst Mitte September war Kartnig die Fußfessel genehmigt worden. Er sollte den Rest seiner 15-monatigen Haft im Hausarrest absitzen. Der Ex-Sportfunktionär und Werbeunternehmer war zu der Haft und einer Geldstrafe in der Höhe von 5,5 Millionen Euro verurteilt worden.

Anwalt widerspricht Vorwürfen

Der Anwalt Kartnigs, Roland Kier, erklärte gegenüber Radio Steiermark, Kartnig habe am Montag in Wien erst einen Termin bei ihm selbst gehabt, dann einen mit einem Geschäftspartner. Dies alles sei von den Behörden genehmigt gewesen. Kartnig habe ihm weiters gesagt, der Kunde habe dann noch etwas im Hotel essen wollen, das sei auch keine Geburtstagsfeier gewesen.

"Bei ihm wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn er die Grazer Herrengasse hinaufgeht, rufen schon zehn Leute bei der Justiz an und beschweren sich", so Kier. Das Wesen der Fußfessel sei es eben, dass man auch einer Arbeit nachgehen könne, sagte Kier. Seiner Ansicht nach habe Kartnig sich im Rahmen des Erlaubten bewegt.