Sozialpsychiatrische Betreuer

Hilferuf – Wiener Pfleger beklagen Arbeitsbedingungen

Volkshilfe-Betreuer kritisieren in einem Brief ihre Arbeitsbedingen, die sich laut ihnen in den letzten Monaten massiv verschlechtert haben sollen.

Maxim Zdziarski
Hilferuf – Wiener Pfleger beklagen Arbeitsbedingungen
Volkshilfe Wien (Symbolfoto)
Foto: zVg

In der sozialpsychiatrischen Betreuung der Wiener Volkshilfe hängt der Haussegen schief. Zahlreiche Pflegekräfte beschweren sich in einem offenem Brief über die Veränderungen, die seit einigen Monaten das Arbeiten schwer machen sollen. Die Probleme sind laut ihnen vielschichtig: Der Druck sei massiv gestiegen und damit einhergehend auch Qualitätsverluste sichtbar.

Eine der Pflegerinnen erklärt im "Heute"-Talk, sie könne sich nicht einmal mehr mit ihren Kolleginnen austauschen. "Unsere Räumlichkeiten als Rückzugsorte wurden uns weggenommen. Viele qualifizierte Pflegekräfte haben mittlerweile gekündigt", klagt eine betroffene Wienerin an. Dem nicht genug, soll es auch mit den Vorgesetzten Reibereien geben: "Viele von uns werden herablassend behandelt oder spätabends quer durch die Stadt zu einem fremden Patienten geschickt. Das hat es früher nie gegeben."

So macht diese immens wichtige Arbeit schlichtweg keinen Spaß mehr.
Sozialpsychiatrische Pflegekraft
Volkshilfe Wien

Bei den Klienten handelt es sich teilweise um Menschen mit paranoiden Störungen – eine Vertrauensbasis zu den Pflegern ist daher besonders wichtig. Außerdem würde die allgemein schlechte Stimmung dazu führen, dass die Fluktuation unter den Angestellten enorm gestiegen sei. "So macht diese immens wichtige Arbeit schlichtweg keinen Spaß mehr", erzählt die Betreuerin gegenüber "Heute" und hofft ihre Vorgesetzten wachzurütteln.

Volkshilfe reagierte auf Beschwerde-Brief

"Heute" sprach mit der Volkshilfe Wien über die schwerwiegenden Vorwürfe der eigenen Belegschaft. Den anonymen Brief habe man bereits vor einigen Wochen bekommen und umgehend reagiert. "Unser Pflegedienstleiter setzte sich umgehend mit der zuständigen Belegschaftsvertretung, einer Betriebsrätin die selbst aus der (ehemaligen) INDIBET-Dienstleistung (jetzt sozialpsychiatrische Heimhilfe) kommt, in Kontakt", erklärt ein Sprecher der Volkshilfe.

Da das Schreiben jedoch anonym verfasst war, konnte die Volkshilfe nur Teambesprechungen zur Causa anbieten. Zudem gab es auch Gespräche mit den Patienten, die die Dienstleistungen in Anspruch nehmen. "Hier wurde festgestellt, dass die Qualitätsstandards eingehalten wurden und werden", heißt es seitens der Volkshilfe. 

Dienstzeiten wurden geändert

Den Qualitätsverlust bei den Pflegekräften könne man jedenfalls nicht nachvollziehen, da es vertiefenden Fachschulungen zu den vorhandenen Ausbildungen gäbe. Zu den Vorwürfen der Fluktuation sei man im mobilen Pflegebereich ähnlich wie im stationärem Pflegebereich angesiedelt.

Die alten und kleinen Räumlichkeiten seien aufgelöst und durch neue ersetzt worden. Laut Volkshilfe Wien haben sich auch die Dienstzeiten geändert: Während früher die Betreuung nur bis 16 Uhr möglich war, stellte man nun auf ein "branchenübliches Dienstrad" um, welches auch Abenddienste abdeckt. Die Dienstzeiten sind wiederum gesetzlich geregelt und für alle gleich einzuhalten.

Ob sich die teils schlechte Stimmung und die Unzufriedenheit unter den betroffenen Betreuerinnen der sozialpsychiatrischen Abteilung künftig bessern wird, bleibt vorerst abzuwarten. Man möchte die Situation jedenfalls laufend beobachten. Die Hoffnung möchte die Pflegerin im "Heute"-Talk jedenfalls nicht aufgeben: "Am Ende des Tages ist das nicht nur ein Beruf für mich, sondern auch eine Berufung."

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