Oberösterreich

Hitler-Rede bei Kundgebung in Mauthausen abgespielt

Szene-Größen der Corona-Proteste veranstalteten am Freitag eine Kundgebung in Mauthausen. Über die Lautsprecher dröhnte eine Hitler-Rede.

Leo Stempfl
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Eine Luftaufnahme des ehemaligen Konzentrationslagers (KZ) Mauthausen
Eine Luftaufnahme des ehemaligen Konzentrationslagers (KZ) Mauthausen
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Am Freitag besuchte Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Gedenkstätte Mauthausen. Im größten Konzentrationslager auf österreichischem Gebiet kamen über 100.000 Menschen ums Leben – ermordet von den Nationalsozialisten.

Zeitgleich mobilisierten allerdings auch bekannte Rädelsführer von Corona-Demonstrationen zu einer Veranstaltung in Mauthausen. Es sollte eine Gedenkkundgebung für die Opfer des Antisemitismus sein. Doch auf Corona-Protesten sind antizionistische und antisemitische Verschwörungstheorien weit verbreitet.

Hitler-Rede

Schlussendlich fanden sich gut 15 Personen am Veranstaltungsort auf einem Parkplatz an der B3 ein. Auf dem Lautsprecherwagen hängt eine Israel-Fahne, in einigen Metern Entfernung steht eine kleine Gruppe Jugendlicher mit einer Palästina-Flagge. Währenddessen vergleicht eine Rednerin die aktuellen Zustände mit jenen in den 1930er-Jahren.

Dieses Motto blieb aufrecht, als der Initiator wieder am Mikrofon war. Zu hören waren gute 25 Sekunden aus einer Rede Adolf Hitlers in der Siemensstadt am 10. November 1933. "Der Völkerstreit und der Hass untereinander, er wird gepflegt von ganz bestimmten Interessenten. Es ist ein kleine wurzellose internationale Clique, die die Völker gegeneinander hetzt, die nicht will, dass sie zur Ruhe kommen." Zurufe aus dem Publikum machten damals klar, um wen es hierbei ging: "Juden."

Die Rede soll dabei als Stilmittel benutzt worden sein, um angeblich kritisch auf Verschwörungstheorien (wie eben diese) hinzuweisen. Für viele empörte Social-Media-Nutzer ist die Geschmacklosigkeit, Pietätslosigkeit und Verhöhnung allerdings offenkundig. Kurz nach 14 Uhr wurde die Kundgebung aufgelöst. Der Organisator verkündet, nach dem Verbotsgesetz wegen Widerbetätigung angezeigt worden zu sein. Die Teilnehmer lachen und applaudieren.  Auf der Bezirkshauptmannschaft erfolgt nun eine erste Einvernahme.

Angesprochen auf diesen Eklat und jüngste Entwicklungen in Österreich, wo etwa bei Anti-Israel-Demos vermehrt antisemitische Parolen und Symbole registriert werden, erklärt Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP): "Antisemitismus – egal, ob dieser von links oder von rechts kommt oder religiös motiviert ist – hat in unserem Land keinen Platz und wird auch niemals toleriert werden. Ich gehe davon aus, dass die Polizei und die Gerichte auch in diesen Fällen mit der vollen Härte unseres Rechtsstaates durchgreifen werden."

Grüne warnten im Voraus

Bereits am Vormittag warnten die Grünen vor dem angekündigten Aufmarsch. "Diese unfassbare Provokation darf so nicht hingenommen werden", sagte der Abgeordnete Ralph Schallmeiner. "Die Behörden sind hier mit allem Nachdruck gefordert, alles zu tun, um dies zu verhindern, um sicher zu stellen, dass die KZ-Gedenkstätte und das Andenken an die 100.000den Opfer gewahrt bleibt."

"Selten war und ist die Warnung den Anfängen zu wehren so berechtigt und notwendig, wie angesichts dieses Aufmarschs."

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