Wer nach Spanien reist, der muss sich umstellen: Es wird später oder gar nicht erst gefrühstückt, nach dem Mittag folgt Siesta und erst in den späten Abendstunden ist es Zeit fürs Abendessen, oft nicht vor 22 Uhr.
Daran sind einerseits die heißen Tage schuld – bevor man das Abendessen einnimmt, wartet man auf eine Abkühlung durch den Sonnenuntergang. Wer genau hinschaut, merkt aber auch, dass es erst verdächtig spät dunkel und entsprechend spät wieder hell wird. Denn der größte Teil von Spanien liegt eigentlich in der falschen Zeitzone.
Geografisch gesehen liegt das Land – genau wie sein Nachbar Portugal – in der westeuropäischen Zeitzone. Die liegt eine Stunde hinter Österreich, Deutschland oder Frankreich. Bis 1940 wurde in Spanien entsprechend nach der westeuropäischen Zeit gelebt. Doch unter der Herrschaft von Diktator Francisco Franco (1939 bis 1975) wurde auf die mitteleuropäische Zeit umgestellt.
Franco wollte sich damit an das nationalsozialistische Deutschland unter Adolf Hitler angleichen und die politische Zusammenarbeit intensivieren. Die ursprünglich als vorübergehend gedachte Änderung hält bis heute an. Die Folge? In Spanien beginnt der Tag gefühlt später: Die Sonne geht später auf, das Leben verlagert sich in die Abendstunden.
Übrigens: Die kanarischen Inseln wurden damals von der Änderung verschont und behielten die ursprüngliche westeuropäische Zeit. Durch ihre geografische Isolierung hatten sie keine direkte Verbindung zur politischen Strategie von Franco.
Zudem liegen sie noch weiter westlich und die Sonnenaufgänge und -untergänge hätten gar nicht mehr zur Uhrzeit gepasst. Die einheitliche Zeit mit Portugal und Großbritannien erleichterte Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit diesen Ländern.
Immer wieder wird diskutiert, ob Spanien zurück zur westeuropäischen Zeit wechseln sollte – besonders in der Region Galicien, die geografisch eng mit Portugal verbunden ist. Ein solcher Schritt würde jedoch tiefgreifende Änderungen in der Wirtschaft und im internationalen Handel bedeuten, weshalb es bisher bei der Diskussion geblieben ist.