Ukraine

"Höchstwahrscheinlich" – Experte sagt Putins Ende vorau

Auch nach mehr als zwölf Monaten Krieg in der Ukraine ist kein Ende in Sicht. Wie geht es weiter? Ein Polit-Experte wagt den Blick in die Glaskugel.

Jochen Dobnik
Russlands Präsident <strong>Wladimir Putin</strong>&nbsp;im Moskauer Kreml. Das Foto soll am 3. März 2023 aufgenommen worden sein.
Russlands Präsident Wladimir Putin im Moskauer Kreml. Das Foto soll am 3. März 2023 aufgenommen worden sein.
MIKHAIL METZEL / AFP / picturedesk.com

Als Kreml-Chef Wladimir Putin vor einem Jahr den Befehl gab, die Ukraine anzugreifen, hatte er wohl mit einem Blitzsieg gerechnet. Zwölf Monate später herrscht ein Patt zwischen Kiew und Moskau. Keine Seite ist der militärische Sieger und bereit, auf der Grundlage des Status quo zu verhandeln. Doch wie könnte dieser Krieg enden?

"Es gibt nicht nur Szenarien für ein Kriegsende, sondern auch eine Alternative: Es kommt zu keinem Ende", erklärt Politologe Prof. Dr. Thomas Jäger von der Uni Köln im Interview mit "Express.de". "Es bleibt bei dieser verfahrenen Situation, dass russische Truppen auf ukrainischem Territorium stehen und die Ukraine nicht in der Lage ist, sie zurückzudrängen – und das hielte Russland über Jahre aus. Denn solange russische Truppen dort stehen, wird die Ukraine weder Mitglied der EU noch der NATO. Das ist ja ein Ziel Putins, deshalb hat er überhaupt kein Interesse an Verhandlungen."

1991 entschieden sich die Bewohner der Halbinsel Krim in einer Volksabstimmung zur Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Die meisten Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen erkennen die Krim als ukrainisches Territorium an. Bleibt die Krim in den Händen der Russen, so stellt sie eine andauernde Bedrohung für die Ukraine dar. Dank der Lage am Schwarzen Meer ist die Krim aus russischer Sicht günstig für zukünftige Militäraktionen. Das würde für die Ukraine ein großes Problem darstellen.

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    "Mit meiner heutigen Ansprache spreche ich in einer Zeit unumkehrbarer Veränderungen in der Welt, in einer Zeit großer historischer Ereignisse, die ...
    "Mit meiner heutigen Ansprache spreche ich in einer Zeit unumkehrbarer Veränderungen in der Welt, in einer Zeit großer historischer Ereignisse, die ...
    IMAGO/ITAR-TASS

    "Selbst wenn die Ukraine die Annexionen anerkennen würde, wäre ich mir nicht sicher, ob Russland in ernsthafte Verhandlungen eintreten würde. Das aber ist Spekulation", so Jäger zum Kölner "Express". 

    "Putsch halte ich für ausgeschlossen"

    Der frühere Redenschreiber Putins glaubt, dass ein Militärputsch in den nächsten zwölf Monaten wahrscheinlich ist – "Heute" hat berichtet. "Das halte ich für ausgeschlossen, das werden russische Streitkräfte nicht tun. Und politische Konkurrenten gibt es im Prinzip nicht. Alle hängen von Putins Gnaden ab und all jene, die meinen, sich an der Seitenlinie profilieren zu müssen, die buhlen damit eigentlich um die Gunst Putins. Putins Machtstellung ist unangefochten. Er entscheidet auch nach innen über Leben und Tod. Er ist mit dem Krieg ein wirklich hohes Risiko eingegangen, das ist richtig, aber ein Risiko, das aus seiner Sicht bewältigbar ist", erklärt der Polit-Experte.

    Selbst eine militärische Niederlage in der Ukraine würde nicht automatisch das Ende Putins bedeuten, "sondern er könnte sagen: Wir haben alles versucht, unsere Landsleute zu beschützen, weil wir gegen den kollektiven Westen und die NATO, die USA kämpfen mussten, konnte es gegenwärtig nicht gelingen. Alle stehen gegen uns. Daraus folgt: Wir müssen nach Innen noch zuverlässiger zusammenstehen und dürfen keine Abweichler dulden. Wenn die Aggression scheitert, gleicht er das durch Repression nach innen aus. Das wäre eine Möglichkeit, ein Narrativ für solch eine Niederlage zu entwickeln."

    Welche Möglichkeiten sieht der Russland-Experte für das Ende der Ära Putin? "Die höchste Wahrscheinlichkeit ist bei Putin der natürliche Tod", stellt Jäger fest. Immer wieder berichten Medien über den Gesundheitszustand des Kreml-Chefs. Er soll an einem schweren Krebsleiden erkrankt sein. Es gehen sogar Gerüchte um, dass der Kreml-Chef tot sein soll.

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      Russen-Präsident Wladimir Putin besucht die im Oktober teilweise zerstörte Brücke zur Halbinsel Krim.
      Russen-Präsident Wladimir Putin besucht die im Oktober teilweise zerstörte Brücke zur Halbinsel Krim.
      via REUTERS