Wien

Holocaust-Überlebende fordern Abriss von Lueger-Denkmal

Holocaust-Überlebende schrieben einen Brief an Bürgermeister Michael Ludwig (SP), fordern nun den Abriss des Denkmals am Wiener Ring. 

Heute Redaktion
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"Schande" haben Unbekannte auf das Karl-Lueger-Denkmal geschrieben. Ein offener Brief an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) fordert: weg mit dem Denkmal.
"Schande" haben Unbekannte auf das Karl-Lueger-Denkmal geschrieben. Ein offener Brief an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) fordert: weg mit dem Denkmal.
Denise Auer

Am Montag findet in Wien eine Pressekonferenz statt, auf der es um das Denkmal geht. Kommt es weg, soll es in eine künstlerische Auseinandersetzung gestellt werden oder verfährt man, wie bisher? Und was ist eigentlich das Problem? Das Problem ist, dass Karl Lueger (1844-1910) ein ganz ausdrücklicher Antisemit war.

Unter denen die fordern, dass das Denkmal endlich beseitigt wird, sind der 1929 in Wien geborene Nobelpreisträger Eric Kandel (2000: Nobelpreis für Physiologie oder Medizin) und der Schriftsteller Georg Stefan Troller (1921, Wien). 

Forderung nach Entfernung nicht neu – Stadt Wien zögert

Das Denkmal steht an prominenter Stelle direkt an der U-Bahn Haltestelle Stubentor (Wiener City), es ist 20 Meter hoch und unübersehbar. Die Bronzefigur Luegers wurde dort 1926 aufgestellt und ist immer wieder Anlass für Debatten. Die Forderung nach einer Umgestaltung oder einer Entfernung steht schon länger im Raum.

Bereits vor einem Jahr hat Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SP) zu einem Runden Tisch mit etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eingeladen, um die Befürworter und Gegner mit ihren jeweiligen Positionen zusammenzubringen .

Die Stadt Wien hat sich bisher nicht klar positioniert. Letztlich war die Entfernung des Denkmals nicht prioritär, vielmehr wurde statt Abriss eine "künstlerische Kontextualiserung" erwogen, informierte die APA. Das heißt, das Denkmal würde bleiben und eine wissenschaftliche Kommission würde die inhaltlichen Kriterien für eine künstlerische Auseinandersetzung festlegen.

Bereits 2009 hatte die Universität für angewandte Kunst einen Wettbewerb zur Umgestaltung des Denkmals ausgeschrieben. Über 200 Einsendungen folgten dem Appell, an Ideen und einer kritischen künstlerischen Auseinandersetzung also mangelte es nie. Allein, bis heute steht das Denkmal unverändert.

Offener Brief an Bürgermeister Michael Ludwig

Die Gruppe derer, die das Denkmal nicht mehr sehen wollen, hat einen offenen Brief an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gerichtet, berichtete die APA. Sie schreiben: "Es schmerzt uns, dass Karl Lueger, einer der prononciertesten Antisemiten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, immer noch im Herzen Wiens geehrt wird. Wir sind der Überzeugung, dass der Platz umbenannt werden und das Ehrenmal entfernt werden muss. Die Untätigkeit der Stadt in dieser Sache – trotz lang anhaltender öffentlicher Debatte – ist beschämend."

Der in Wien geborene Wissenschaftler Kandel musste 1939 in die USA emigrieren, wo er bis heute lebt. Auch der Schriftsteller und Journalist Troller musste während der NS-Zeit mit nur sechzehn Jahren emigrieren. Er lebt heute in Paris. Der Grund, warum beide nicht mehr in ihrer Geburtsstadt leben, ist: der Antisemitismus.

Holocaust-Überlebende wollen das Denkmal nicht länger ertragen

Viele jüdische Wiener und Österreicher verließen aufgrund des tödlichen Antisemitismus der 1930er und 1940er Jahre ihre Heimat, leben heute in Israel, den USA oder anderen Ländern. Auch Kurt Rosenkranz floh mit seinen Eltern nach dem Einmarsch der Nazis aus Österreich, kehrte nach dem Krieg zurück und fordert jetzt mit acht anderen Unterzeichnern im offenen Brief die Beseitigung des Denkmals.

Zu den weiteren Holocaust-Überlebenden, die sich für eine Beseitigung des Karl-Lueger-Denkmals engagieren, gehören ferner: die Sozialwissenschaftlerin Riane Eisler, die Literaturwissenschaftlerinnen Lore Segal und Evelyn Torton Beck, der Künstler Fred Terna, der Schriftsteller Zvi Jagendorf und der Lyriker Elazar Benyoëtz.  Sie alle unterstützen den Aufruf.

Appell wird Montag im Presseclub der Öffentlichkeit präsentiert

Der Appell wird am Montag im Presseclub Concordia in Wien öffentlich präsentiert, so die APA . Bei der öffentlichen Konferenz werden neben Mirjam Zadoff, die das NS-Dokumentionsarchiv in München leitet, Dirk Rupnow vom Institut für Zeitgeschichte Innsbruck, und Benjamin Kaufmann, Co-Präsident der Licra Österreich, der Liga gegen Rassismus und Antisemitismus dabei sein.

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