Oberösterreich

Horrende Gaspreise – erste Firma meldet Kurzarbeit an

Die Teuerungswelle bei der Energie trifft auch die Wirtschaft hart. Mit Lenzing muss ein erstes prominentes Unternehmen die Produktion drosseln.

Peter Reidinger
Die Lenzing AG muss die Produktion reduzieren, womöglich werden Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.
Die Lenzing AG muss die Produktion reduzieren, womöglich werden Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.
Lenzing

Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing ist das erste große Unternehmen, das aufgrund der horrenden Energiekosten die Produktion reduziert und womöglich Kurzarbeit in Anspruch nehmen muss.

In welchem Ausmaß das nötig ist, werde die Entwicklung der Gas- und Strompreise der nächsten Tage zeigen, so ein Sprecher am Freitag zur APA. Zwei der drei Produktionslinien sollen heruntergefahren werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei "sehr groß".

Standort im Burgenland betroffen

Betroffen ist der Standort in Heiligenkreuz im Südburgenland (340 Mitarbeiter). Der Gaspreis macht es "derzeit nicht möglich, dort profitabel zu produzieren", so der Sprecher des Unternehmens. Beim AMS wurde demnach bereits Kurzarbeit angemeldet.

Krisensitzung mit Land

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hatte bereits am Donnerstag gegenüber dem ORF Burgenland erklärt, dass es eine Krisensitzung zwischen dem Land Burgenland und dem Unternehmen gegeben habe. Doskozil fordert vom Bund rasch eine Entlastung der Unternehmen, sonst werde das "eine dramatische Auswirkungen auf unsere Betriebe und den Arbeitsmarkt haben".

Auch die Industriellenvereinigung warnte am Freitag: "Die Situation ist mehr als dramatisch. Vielen Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals" (mehr hier).

Burgenlands Landes-Chef Hans Peter Doskozil fordert vom Bund Entlastung für Unternehmen.
Burgenlands Landes-Chef Hans Peter Doskozil fordert vom Bund Entlastung für Unternehmen.
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

SPÖ attackiert Regierung frontal

SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter attackierte die Regierung in einer Aussendung frontal. "Durch die Versäumnisse der türkis-grünen Bundesregierung in der Energiekrise sind nicht nur die Energieversorger einerseits und die privaten Haushalte vom verrücktspielenden Strompreismarkt und den horrenden Preissteigerungen betroffen. Mit Lenzing muss nun ein erstes österreichisches Unternehmen seine Produktion zurückfahren, weil die hohen Energiekosten nicht mehr zu stemmen sind".

"Es wurden zwar vor dem Sommer Gesetze für kurzfristige Unternehmenshilfen für die steigenden Energiepreise vorgestellt, weil aber diese Gesetze bis dato nicht finalisiert sind, gibt es keinen Rettungsschirm für Unternehmen". SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter.

Verantwortung und Schuld dafür trage die österreichische Bundesregierung.

Wären diese Gesetze vollständig umgesetzt, wäre Lenzing jetzt nicht in dieser Situation, so die SPÖ. ÖVP und Grüne würden den österreichischen Industrie- und Wirtschaftsstandort "an die Wand fahren und hunderttausende Arbeitsplätze gefährden", so Matznetter weiter.

In Deutschland gäbe es hingegen längst Hilfen für Unternehmen: "Seit Mitte Juli können dort Unternehmen finanzielle Zuschüsse zur Absicherung des Produktionsbetriebs abrufen. Der deutsche Schutzschirm ist mit insgesamt 5 Milliarden Euro dotiert. Der Zuschuss für ein einzelnes Unternehmen kann bis zu 50 Millionen Euro betragen. So geht echtes Krisenmanagement!", so Matznetter.

FPÖ: "Betriebe in Bedrängnis"

Die FPÖ brachte in einer Aussendung die Sanktionen ins Spiel. "Dieses Beispiel ist genau das, wovor wir gewarnt haben. Durch die Sanktionen klettern die Energiepreise immer weiter und bringen auch große Industriebetriebe in höchste Bedrängnis", so Parteichef Herbert Kickl.

Für die von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter verschlimmere sich die Situation damit weiter. "Lebensmittel, Energie, Treibstoffe – all das wird immer teurer, es kommt durch die Kurzarbeit aber weniger Geld aufs Konto. Die Lenzing-Mitarbeiter in Heiligenkreuz zahlen nun also doppelt drauf", bedauerte Kickl.

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