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Hotels setzen Trinkgeld jetzt automatisch auf Rechnung

Die Hotel-Gruppe Falkensteiner startet in Österreich ein Pilotprojekt: Gästen wird künftig ein fixer Trinkgeldbetrag auf der Rechnung vorgeschrieben.

Roman Palman
Das US-Modell einer automatischen Trinkgeldabrechnung macht nun auch in Österreich Schule.
Das US-Modell einer automatischen Trinkgeldabrechnung macht nun auch in Österreich Schule.
Getty Images/iStockphoto

Im US-amerikanischen Gastgewerbe sind Trinkgelder Teil des Lohns. Dort sind diese monetären "Dankeschöns" zufriedener Gäste nicht nur ein Zubrot, sondern eine lebenswichtige Säule des Einkommens der Angestellten – die Löhne selbst sind so gering, dass diese nicht ausreichen. Eben deshalb wird dort die Freiwilligkeit bei den Trinkgeldern mit Selbstverständlichkeit gestrichen und direkt über die Rechnung ein per eigenem Posten Trinkgeld abkassiert.

Nun macht dieses Modell auch in Österreich Schule. Die in fast ganz Österreich vertretene Hotel-Gruppe Falkensteiner (FMTG) führt nun in einigen Häusern ein fixes Trinkgeld ein: "Pro Nacht und Zimmer werden 10 Euro Trinkgeld verbucht", schreibt das Unternehmen am Freitag in einer Stellungnahme. Selbstverständlich könne man das ablehnen, oder aber auch mehr geben.

Grund für diesen Pilotversuch: "Wo früher unkompliziert ein paar Euro in bar gegeben wurden, ist das in Zeiten von Karten- und Handyzahlung nicht mehr so. Damit ist auch das Trinkgeld weniger geworden." Damit sollen die Angestellten künftig wieder mehr Trinkgeld erhalten, die Gäste so unkompliziert selbiges bezahlen können.

Das Trinkgeld steht automatisch auf der Rechnung: Auch das Schlosshotel Velden zählt zur Falkensteiner-Gruppe.
Das Trinkgeld steht automatisch auf der Rechnung: Auch das Schlosshotel Velden zählt zur Falkensteiner-Gruppe.
Robert Newald / picturedesk.com

Gäste-Feedback durchaus positiv

Die Gäste werden laut eigenen Angaben bereits vor Anreise und dann erneut beim Check-in über dieses Modell ausführlich informiert und können es ablehnen. Auch beim Check-out wird demnach noch einmal nachgefragt, ob das Trinkgeld gezahlt werden möchte oder nicht. Darüber hinaus können die Gäste die Höhe des Betrags nach eigenen Wünschen jederzeit ändern.

Die Erfahrungen mit dem amerikanischen Trinkgeldmodell sollen durchaus positiv sein, so Otmar Michaeler, CEO der Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG):  "Über 80 Prozent unserer Gäste begrüßen die Möglichkeit des unkomplizierten Trinkgeldgebens und geben oft auch mehr als die 10 Euro pro Zimmer und Nacht".

Über die Falkensteiner Gruppe
Die FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG ist eines der führenden Tourismusunternehmen in privater Hand in sechs europäischen Ländern. Unter ihrem Dach vereint sie die Bereiche Falkensteiner Hotels & Residences mit derzeit 27 Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, 3 Apartment-Anlagen und einem Premium Campingplatz, die FMTG Development, die FMTG Invest sowie den Tourismusberater Michaeler & Partner.

Keine Belohnung für "08/15-Leistung"

"Für mich persönlich ist es ein Novum", kommentiert Kärntens Hotelierssprecher Sigi Moerisch auf Anfrage der "Kleinen Zeitung" den Falkensteiner-Vorstoß. Er kenne das automatische Trinkgeld nur aus dem angloamerikanischen Raum. 

Er betont: "Das Trinkgeld sollte freiwillig sein, und keine Verpflichtung". Der Gast solle damit eine außerordentliche Dienstleistung oder Qualität nach subjektivem Verständnis belohnen können – "eine 08/15-Leistung aber nicht."

Doch auch Sigi Moerisch musste schon feststellen, dass Rechnungen bei Kartenzahlungen viel öfter ohne Trinkgeld berappt werden. Er hat deshalb bei seinem eigenen Haus am Millstätter See eine leere Zeile auf dem Zahlungsbeleg eingezogen. "Hier kann der Gast, auch wenn er mit Karte zahlt, das Trinkgeld notieren, das dann über die Karte abgebucht wird."

Als Gast brauche man aber keine Sorge haben, dass ihre Geldspende auf elektronischem Wege nicht bei den Mitarbeitern ankomme. Und: Man könne ja Trinkgeld auch in bar zusätzlich geben.

"Gefährliches Spiel mit dem Kunden"

"Ich halte das Falkensteiner-Modell für mutig, es könnte zu einem Vorreiter in Österreich werden, zu einem Zukunftsmodell", zeigt sich der steirische Hoteliers-Obmann Alfred Grabner unterdessen begeistert. Er warnt jedoch vor einem "gefährlichen Spiel mit dem Kunden", sollte diese Methode nicht transparent ausgeschildert sein.

"In jedem Fall gehört es dem Gast bereits bei der Angebotsstellung kommuniziert – ähnlich, wie bei der Tourismusabgabe. Damit es am Ende nicht versteckte Kosten sind", so Grabner abschließend.

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