Österreich

Verschärfte Strafen lösen das Problem nicht

Die neue Wiener Hunde-Gesetzesnovelle reicht nach Ansicht von "Vier Pfoten" nicht aus. Sie setze zum Teil auf falsche Maßnahmen.

Heute Redaktion
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Am Mittwoch präsentierten Stadträtin Ulli Sima und Polizeipräsident Gerhard Pürstl gemeinsam die zwölfte Novelle vom Wiener Tierhaltegesetz. Es beinhaltet einige verschärfte Maßnahmen für Hundehalter – mehr dazu hier. Für "Vier Pfoten" kommt das Thema Aufklärung dabei viel zu kurz.

Laut Kampagnenleiterin Martina Pluda seien Sima und Pürstl den einfachen Weg gegangen, der vor allem Wähler rasch zufriedenstellen solle: "Es gibt eine generelle Leinen- und Beißkorbpflicht für Listenhunde und harte Strafen. Ob das aber wirklich sinnvoll ist, ist mehr als fraglich."

Zunächst kritisiert der Verein, dass so genannte Listenhunde im Fokus stehen. "Der Rassetyp bedeutet nicht automatisch, dass ein Hund gefährlich ist. Wir sehen das gerade aktuell am Fall des Dackels, der ein kleines Kind gebissen hat", so Pluda (lesen Sie mehr dazu hier >>>). "Oft hat dies mehr mit dem Besitzer und seinem Mangel an Verantwortung für das Tier zu tun. Das Problem sitzt eigentlich immer am anderen Ende der Leine." Wesentlich sinnvoller wäre ein verpflichtender Hundeführschein für alle Hundehalter, nicht nur für die Halter von Listenhunden, so der Verein. In Einzelfällen könne immer eine Beißkorbpflicht verordnet werden.

Hundeführschein zur Aufklärung

Ebenso wichtig sei es, auf Aufklärungskampagnen und Schulungen zum Thema "Umgang mit dem Hund im öffentlichen Raum" zu setzen."Hier liegt das Problem. Die Bevölkerung weiß einfach zu wenig über Hunde, ihre Sprache, wie man sie richtig führt bzw. über das richtige Verhalten in der Öffentlichkeit. Darauf müssen wir unser Augenmerk legen", betont Pluda.

Listenhunde
Für folgende Hunde, sogenannte Listenhunde, sowie für Kreuzungen dieser Hunde untereinander beziehungsweise mit anderen Hunden, besteht in Wien die Verpflichtung, einen Hundeführschein abzulegen:

--- Bullterrier
--- Staffordshire Bullterrier
--- American Staffordshire Terrier
--- Mastino Napoletano
--- Mastin Espanol
--- Fila Brasileiro
--- Mastiff, Bullmastiff
--- Tosa Inu
--- Pitbullterrier
--- Rottweiler
--- Dogo Argentino (Argentinischer Mastiff)

Strafen lösen das Problem nicht

Außer Frage stünde, dass Strafen einen "Abschreckungseffekt" haben, das Ziel solle aber sein, "dass sich die Besitzer mit dem Tier auseinandersetzen und es einschätzen können. Die wirklich sehr hohen Strafen, die die Stadt Wien nun verhängen wird, werden bestimmt abschrecken, aber das Problem nicht lösen."

Manches beurteilt "Vier Pfoten" auch positiv, allen voran, dass die Prüfung zum verpflichtenden Hundeführschein für Listenhunde-Besitzer verschärft und der Praxisteil ausgeweitet wird. Die Polizei bekommt außerdem bessere Möglichkeiten, die mangelnde Vertrauenswürdigkeit eines Tierhalters rascher festzustellen. "Bisher musste erst eine Strafe verhängt werden, um einschreiten zu können. Jetzt kann die Polizei viel rascher agieren und ein Tierhalteverbot verhängen – das kann in einzelnen Situation wirklich entscheidend sein", so Pluda.

Im Video: die Präsentation der neuen Maßnahmen:

(red)

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