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Hunderte Mädchen werden in Österreich zu Ehe gezwungen

Jedes Jahr werden auch in Österreich hunderte minderjährige Mädchen gegen ihren Willen verheiratet. Hilfsorganisationen schlagen jetzt Alarm.

Roman Palman
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Auch in Österreich werden jedes Jahr hunderte Mädchen zur Heirat mit oft älteren Männern gezwungen.
Auch in Österreich werden jedes Jahr hunderte Mädchen zur Heirat mit oft älteren Männern gezwungen.
COOPER PHOTOS / Visum / picturedesk.com

Weltweit sind geschätzte 200 Millionen Minderjährige von Zwangsheirat betroffen. In Österreich sind es jährlich etwa 200 Fälle – die Dunkelziffer ist laut der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien aber deutlich höher, Tendenz steigend.

Die Zwangsehe, also die Nötigung zu einer Ehe, ist in Österreich verboten und somit eine Straftat.

Die Zahlen steigen dennoch seit Jahren bedenklich weiter. Dabei erschwert vor allem ein aktueller Aspekt die Arbeit der Hilfsorganisationen: die Corona-Pandemie.

Familien bleiben unter sich

Auf die veränderten Lebenssituationen reagieren nämlich auch die Familien mit neuen Strukturen bzw. Gegenstrategien, um ihre Töchter gegen deren Willen zu verheiraten. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft weiß:

Zwangsehen, die in Österreich organisiert werden, finden jetzt im kleineren Kreis statt.

Von den früher groß geplanten Hochzeiten hatten die Berater zumindest noch aus dem sozialen Umfeld der betroffenen Minderjährigen erfahren und handeln können.

Trügerischer Rückgang

Was jedoch hinter verschlossenen Türen im engen Familienkreis geplant wird, bleibt oft im Ungewissen. Offizielle Zahlen, die nun einen Rückgang von Zwangsehen ausweisen, seien somit trügerisch, warnen die Helfer.

Und auch die Reisebeschränkungen ins Ausland hätten nicht den erhofften Effekt erzielt. Verschleppungen wurden während des Lockdowns mit dem Auto durchgeführt. Somit seien auch hier die Zahlen gestiegen.

Gewalt "im Namen der Ehre"

Junge Frauen, die sich an Hilfseinrichtungen wenden, um sich der Zwangsverheiratung zu entziehen, setzen sich einer lebensgefährlichen Situation aus. Aufgrund der traditionellen Vorstellung verletzen sie die Ehre der Familie, wenn sie sich den Plänen widersetzen.

"Sich dieser Tragweite bewusst zu sein, zwingt zum Handeln", so die Kinder- und Jugendanwaltschaft weiter. Aufgrund der Corona-Pandemie seien Anlaufstellen wie Jugendzentren und Schulen lange Zeit ausgefallen. Deshalb gelte es jetzt besonders wieder darauf zu achten, wie die Zielgruppe bestmöglich erreicht werden kann und die nötigen Informationen sowie Unterstützung erhält.

Es gibt Hilfe

Die koordinierende Fachstelle des Vereins Orient Express leiste hier unverzichtbare Arbeit. Der Verein unterstützt bei Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Zwangsheirat, Verschleppung und Gewalt "im Namen der Ehre". Neben der Beratungsstelle gibt es auch Schutzeinrichtungen. Außerhalb der Öffnungszeiten können sich Hilfesuchende an die Online-Beratungsplattform wenden.

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