Politik

Spesen-Affäre: Ex-Strache-Bodyguard festgenommen

Paukenschlag in Sachen Ibiza- und Spesen-Affäre. Straches ehemaliger Bodyguard wurde Dienstagnacht festgenommen.

Heute Redaktion
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Die Staatsanwaltschaft Wien hat spät in der Nacht von Montag auf Dienstag bei Straches ehemaligem Bodyguard geklingelt. Nach der Razzia wurde der Mann im Auftrag der Soko Ibiza festgenommen, wie mehrere Medien berichten.

Die Sache hängt mit der Spesen-Affäre ("Heute" berichtete am Montag als erstes) und indirekt auch mit der Ibiza-Affäre zusammen. Deshalb ist die Soko Ibiza aktiv, die sich nicht nur mit den Vorgängen auf der spanischen Urlaubsinsel beschäftigt, sondern breit gefächert mit allen Vorwürfen, die dieser Tage gegen Strache erhoben werden.

Wie?

Schon am Dienstag vermuteten Strache und die FPÖ Wien einen Zusammenhang zwischen der Spesen-Sache und der Ibiza-Affäre. Es seien dieselben "Hintermänner" am Werk, hieß es da.

Bei dem nun festgenommenen Bodyguard soll es sich um jenen "FPÖ-Insider" handeln, der jahrelang "belastendes Material" gegen Strache und andere FPÖ-Politiker sammelte. Er soll auch mit den Ibiza-Hintermännern bekannt sein und Teile des von ihm gesammelten Materials bei Anwalt M. hinterlegt haben. In der Causa Ibiza-Video habe er die Organisatoren als Informant über die Tagesabläufe von Strache informiert.

Festnahme

Warum wurde der Mann nach der Razzia gleich festgenommen? Weil er von der Staatsanwaltschaft als einer der Beschuldigten geführt wird. Konkret wird gegen drei Verdächtige ermittelt: Strache selbst, seine ehemalige Büroleiterin und Buchhalterin und eben den ehemaligen Fahrer und Bodyguard.

Belastendes Material und Anzeige

Die Sache ist durchaus kompliziert. Denn bereits 2015 soll der Mann das "belastende Material" (u.a. nicht korrekt abgerechnete Spesenbelege) an die Staatsanwaltschaft übergeben haben. Die unternahm vorerst nichts, auch weil der Mann damals Geld gefordert haben soll.

Jetzt, im Jahr 2019 änderte scheinbar eine anonyme Anzeige die Meinung der Staatsanwaltschaft. Es wird wegen Untreue ermittelt. Und auch FPÖ-intern werden in einer Sonderprüfung alle Spesenbelege von Strache seit dem Jahr 2013 durchgegangen.

Strache hat am Dienstag auf die Causa reagiert und nannte die ganze Sache eine "Schmutzkübelkampagne".

Motiv: Frust oder Rache?

All diese Dinge sind freilich mit Vorsicht zu genießen, eine offizielle Bestätigung gibt es für die Razzia, die Festnahme und die Hintergründe nicht.

Die Vermutungen zusammengefasst: Der damalige Bodyguard und Fahrer von HC Strache soll belastendes Material (Spesen-Belege, Rechnungen) abfotografiert und bei Ibiza-Anwalt M. hinterlegt haben. Im Jahr 2015 wird die Staatsanwaltschaft erstmals informiert und es wird Geld gefordert. Ermittlungen gibt es dann erst 2019.

Bei der Frage nach dem möglichen Motiv gibt es zwei Seiten, über die die Tageszeitung "Die Presse" spekuliert.

Der ehemalige Bodyguard soll auch ein enger Vertrauter Straches gewesen und trotz schwerer Krankheit im Jahr 2014 "fallen gelassen worden sei". Deswegen sinne der Mann auf Rache an Strache, heißt es.

Die "Macher des Ibiza-Videos" wiederum sollen laut "Presse" eine andere Version der Dinge haben: Weil die Behörden im Jahr 2015 nicht reagiert habe und keine Ermittlungen startete, sei man erst auf die Idee gekommen, das Ibiza-Video zu machen.

Was bei der Berichterstattung der "Presse" fehlt, twittert dafür Armin Wolf: "Der Ex-Sicherheitsmann hat sich nach dem Zerwürfnis wieder mit der FPÖ versöhnt und ist bis heute Bezirksrat in Wien-Ottakring."