Scorpions-Drummer packt aus

"Ich habe für Sex, Drugs und Rock'n' Roll gelebt"

"Rock You Like A Hurricane" schrieb er nach einer durchzechten Nacht. Nun hat Hermann Rarebell, Ex-Drummer der Scorpions, seine Memoiren verfasst.
Jochen Dobnik
03.05.2025, 09:25

Er war dabei, als Geschichte geschrieben wurde – und nun hat er selbst seine Geschichte niedergeschrieben. Herman Rarebell, Ex-Schlagzeuger der Scorpions, liefert in seiner Autobiografie "What About Love" (edition a) eine schonungslos ehrliche Zeitreise durch Sex, Drugs, Rock’n’Roll – und Weltpolitik.

Er war mittendrin, als der eiserne Vorhang zu bröckeln begann – zumindest musikalisch. Beim "Moscow Music Peace Festival" 1989 in Russland waren Rarebell und seine Band mehr als nur laut. "Während des Konzerts haben sie plötzlich mitten im Publikum eine Menschenmauer gebaut, mit 1.000 Soldaten. Aber dann spielten wir 'Blackout' und die Soldaten haben begonnen, ihre Hüte in die Luft zu schmeißen. Da wusste ich, das war's. Das ist das Ende des Kommunismus", erinnert sich der Musiker.

"Diese politische Veränderung konnte man richtig spüren, ich war ja hautnah dabei", so der heute 75-Jährige. Der Eiserne Vorhang wäre wohl so oder so gefallen, der umjubelte Auftritt der Scorpions in der russischen Hauptstadt hätte den Weg dorthin jedoch beschleunigt, ist sich Rarebell sicher: "Wir haben viel dazu beigetragen, dass die Mauer gefallen ist".

Aus diesem Momentum heraus entstand auch "Wind of Change", die Hymne zum politischen Umbruch, geschrieben von Frontmann Klaus Meine.

Doch ausgerechnet dieser Song wurde für Rarebell zur Zäsur: "Klaus wollte immer stärker in diese Richtung gehen und Balladen schreiben. Ich bin aber ein Rockmusiker durch und durch. Ich habe mich nicht darin gefunden."

In seinem Buch "What About Love" schildert Rarebell auch ungeschönt das Tourleben der Band in den 1980er-Jahren. "Ich hab für Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll gelebt, das war mein Leben. Das bereue ich auch nicht", gibt er offen zu.

Nach einer durchzechten Nacht (von sehr vielen) kam ihm auch die Idee zu einem der größten Scorpions-Hits.

Beim Album "Crazy World" war Rarebell (links) an fast allen Songs beteiligt.
Fryderyk Gabowicz / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

"Ich war die ganze Nacht wach vom Koksen, habe dann morgens den Vorhang in meiner Hotelsuite geöffnet und mir schien die Sonne ins Gesicht, eine junge Frau war noch im Bett ... darüber handelt 'Rock You Like A Hurricane'".

Der Track wurde zum Inbegriff der 1980er-Ekstase – "ein sehr sexueller Song, aber immerhin hab ich damit die Nummer 1 in Amerika geschafft".

"... but I like it" – News aus der Welt des Rocks und Heavy-Metals

1996 verließ Rarebell die Scorpions – freiwillig, aber nicht versöhnt. "Wenn es um irgendwelche Best-Of-Veröffentlichungen geht, müssen sie mich fragen, weil ich als Komponist ja meine Stücke freigeben muss." Das Verhältnis ist angespannt, zum großen "Scorpions & Friends: 60th Anniversary – Coming Home"-Jubiläumskonzert in Hannover ist er nicht eingeladen.

Dafür will er es mit dem Album "What About Love" selbst noch einmal wissen. Mit der Hilfe von Weggefährten wie Howard Leese (Heart), Dann Huff (Whitesnake) oder Bob Daisley (Black Sabbath) entführt er auf eine Zeitreise in die "goldenen 1980er-Jahre", wie er sie nennt.

Klar, dass Coverversionen von Hits wie "In The Air Tonight" (das Schlagzeug-Solo!), "Here I Go Again", "Sweet Child O' Mine" oder – war ja klar – eigene Nummern wie "Rock You Like A Hurricane" und "Passion Rules The Game" nicht fehlen dürfen.

{title && {title} } dob, {title && {title} } Akt. 03.05.2025, 10:36, 03.05.2025, 09:25
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