Sie sang mit Peter Alexander einen der größten Schlager der 1950er-Jahre – jetzt ist Leila Negra tot. Die Sängerin und Schauspielerin, die bürgerlich Marie Nejar hieß, starb bereits am Sonntag 95-jährig in Hamburg, wie die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) mitteilte.
Bekannt wurde sie mit dem Lied "Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere", das 1952 zum Hit wurde. Der Song – eine Mischung aus Ohrwurm und Gesellschaftskritik – prangerte auf charmante Weise soziale Ungleichheit an. Ihr Gesangspartner: Schlagerstar Peter Alexander.
Was viele nicht wissen: Leila Negra war die erste afrodeutsche Künstlerin, die in der jungen Nachkriegsunterhaltung Erfolg hatte. Als Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers überlebte sie die NS-Zeit in Hamburg – trotz Rassismus und Zwangsarbeit in einer Keksfabrik. Schon als Kind spielte sie in Nazi-Propagandafilmen wie "Münchhausen" oder "Quax in Afrika" mit.
Später sagte sie dem "Tagesspiegel" rückblickend: "Dass man uns ausnutzte, uns als Deppen auftreten ließ, habe ich erst später verstanden."
Trotz der fragwürdigen Liedertexte – etwa "Mach nicht so traurige Augen, weil du ein Negerlein bist" – wurde sie zum Kinderstar aufgebaut. Mit Plüschtier auf der Bühne sang sie "Mein Teddybär". Nach nur wenigen Jahren im Rampenlicht beendete sie mit 27 ihre Karriere – und arbeitete fortan als Krankenschwester.
Wie "Heute" erfahren hat, wollen Gernot Pachernigg und Elisabeth Engstler der Sängerin am Donauinselfest (21. Juni, 18:30 Uhr, Radio NÖ Bühne) mit "Die süßesten Früchte" Tribut zollen.
Bis ins hohe Alter war sie für die afrodeutsche Community eine wichtige Stimme. Laut ISD war sie "die letzte bekannte schwarze NS-Zeitzeugin". Ihre Biografie erschien 2007. Die letzten Jahre lebte sie zurückgezogen in Hamburg.