Zurzeit pusht Spotify die KI-Band The Velvet Sundown, indem der Streaminganbieter Songs der Gruppe in beliebte Playlists wie "Discover Weekly" integriert. Künstlerinnen und Künstler weltweit träumen von solchen Möglichkeiten, denn die Playlists gelten als Klickgaranten und Goldgrube. Seit die Songs von The Velvet Sundown in Discover Weekley vorkommen, haben sie es in die Charts in Großbritannien, Schweden sowie Norwegen geschafft und zählen mittlerweile rund 1,4 Millionen monatliche Hörerinnen und Hörer bei Spotify.
Am beliebtesten ist das Lied "Dust on the Wind", ein psychedelisch angehauchter Möchtegern-Protestsong, mit Rockeinflüssen aus den 60er- und 70er-Jahren. In der Instagram-Bio der KI-Band steht: "Wir retten modernen Rock". Weitere Informationen zum Projekt gibt es bei Spotify: "The Velvet Sundown ist eine fortlaufende künstlerische Provokation, die die Grenzen von Autorenschaft, Identität und die Zukunft der Musik selbst im Zeitalter der KI infrage stellt."
Musikexperten bei "Vulture" haben vier Merkmale ausgemacht, anhand derer man KI-Musik (noch) erkennt.
Echte Musikerinnen und Musiker brechen regelmäßig mit Traditionen, um sich von anderen abzugrenzen. Das zeigt sich etwa am legendären Queen-Hit "Bohemian Rhapsody", der auf einen Refrain verzichtet, für seine Zeit eigentlich viel zu lang war, Genres wie Klassik, Rock sowie Ballade mixte und 180 Tonspuren übereinander legte. Der Song gilt auch wegen des aufgebrachten Muts zum Neuen der Band als künstlerisches Meisterwerk. "KIs scheinen hingegen oft nicht zu kapieren, welche seltsamen Entscheidungen sie treffen", analysieren die Musikexperten von "Vulture".
Bei The Velvet Sundown klingen die Refrains immer etwas anders, manche Songs hören einfach mittendrin auf, gelegentlich gibt es auch unerwartete Zwischenspiele oder doppelte Intros.
Das Album "Voodoo" von D'Angelo (51) gilt als eine der einflussreichsten R'n'B-Platten der Geschichte, weil etwa die Drums absichtlich den Takt verpassen – etwas, das der KI-Band The Velvet Sundown gegen den Strich geht. Die KI setzt in ihrer roboterartigen Präzision lieber auf einsilbige, perfekt endende Basic-Reime. "Die Songs von The Velvet Sundown geben vor, Protesthymnen zu sein, aber wenn man sie anschaut, gibt es keine Substanz und keine Besonderheit", schreiben die Musikexperten.
Im Video zum Song "Dust on the Wind" scheinen sich die KIs uneins zu sein, was mit den Lyrics genau gemeint ist. In einer Strophe heißt es: "March for Peace / Not for Pride (dt. etwa: Geht für Frieden auf die Straße, nicht für den Stolz)". Die KI für das Video verwechselt den Stolz (engl. Pride) jedoch mit der gleichnamigen LGBTQ+-Protestbewegung "Pride".
Mal klingt der KI-Sänger von The Velvet Sundown nasal, im nächsten Lied hingegen ganz klar und dann hat er wieder einen ganz anderen Akzent. "Bands, die behaupten, die gleiche Besetzung zu haben und trotzdem ständig anders klingen, sind vermutlich mit KI erstellt worden", schreibt "Vulture".
Praktisch alle Bands lassen sich von anderen inspirieren, The Velvet Sundown hingegen kopiert Hits. Bereits der Name des KI-Songs "Dust on the Wind" klingt fast wie "Dust in the Wind" von Kansas. Wie Frankenstein setzt die KI Songs aus bestehenden Liedern zusammen. "Wenn du etwas hörst, das du schon einmal gehört hast und das immer wieder vorkommt, stehen die Chancen gut, dass es sich um KI handelt", erklären die Musikexperten.