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In 20 Jahren haben wir alle Computer-Sklaven

Heute Redaktion
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In 20 Jahren sollen alle Menschen clevere, digitale Assistenten besitzen. Dank Hollywood und Science Fiction wissen wir jetzt schon, wie schlimm, schön oder sexy diese Zukunft sein wird.

Stellen sie sich vor, 2040 hätten sich die meisten Menschen wie sie und ich eine Art personalisierte Siri implantiert oder auf einem Gerät stets mit dabei. Nur natürlich noch viel intelligenter. Eher so wie der Google-Supercomputer, der letztes Jahr den weltbesten Go-Spieler geschlagen hat. Nur wahrscheinlich nochmals etwas cleverer.

These von Microsoft

Das behaupten zumindest die beiden Microsoft-Topmanager Brad Smith und Harry Shum in «The Future Computed», dem neusten Buch des IT-Giganten, das sich der künstlichen Intelligenz widmet: In zwanzig Jahren würden wir uns «alle» – das heisst wohl: das reichste Prozent der Welt, zu dem der Durchschnittsschweizer easy dazugehört – von einem digitalen Assistenten Geburtstagsgeschenke für Freunde liefern, die Ferien buchen und das Blut untersuchen lassen.

Microsoft will mit dem Buch vor allem zu Diskussionen anregen, damit wir der künstlichen Intelligenz frühzeitig ethische und rechtliche Grenzen setzen. Gute Sache. Und damit sie sich eine Meinung bilden und anständig mitreden kannst, haben wir uns ein bisschen durch Science-Fiction-Werke gewühlt und präsentieren ihnen hier ein paar mögliche Zukunftsszenarien – und damit auch gleich eine hübsche Bucketlist für AI-Bingewatching und –reading.

Szenario 1: Die AI legt uns um

Die wohl langweiligste, weil bereits tausend Mal wieder neu geremixte Zukunftsaussicht: Unsere digitalen Assistenten entwickeln ein Bewusstsein, werden böse und treiben uns in den Wahnsinn («Black Mirror»), wollen uns alle umlegen («Terminator») und versklaven («The Matrix») oder beginnen Defekte zu entwickeln und wollen uns töten, um sich selbst zu schützen («2001: A Space Odyssey»).

Szenario 2: Wir legen die AI um



Ein Sieg in einem Krieg gegen Maschinen klingt unrealistisch, wenn man an automatisierte, bewaffnete Drohnen denkt. Aber Science-Fiction-Autoren schliessen das nicht ganz aus. «Legends of Dune», die Prequel-Trilogie zu «Dune» zeigt, ausführlich wie die Menschheit in einem sogenannten «Djihad» jegliche Computer vernichtet und verbietet. Ziemlich ähnlich gings übrigens im Universum von «Warhammer 40,000» zu.

Szenario 3: Sie helfen uns als Butler



Um einiges hoffnungsvoller und weniger totgetreten ist die schönere Vision: Die Erben Siris gehen uns freundlich zur Hand. Man stelle sich den Computer aus «Dexters Labor» vor: Ein freundlicher, gar witziger Buddy, der keinen Roboterarm rührt, wenn du es ihm nicht befiehlst – auch nicht, wenn du in Todesgefahr schwebst. Aber: Wir sind safe. Und eine AI bestellt der Schwiegermutter einen Blumenstrauss, ohne dass du daran denken musst.

Szenario 4: Es wird romantisch

Wenn die künstliche Intelligenz umsorgend, treu oder gar flirty ist – wieso sollte man sich da nicht ein bisschen verknallen, gerade wenn man einsam ist? «Her» zeigt dieses Szenario ziemlich eindrücklich, die erste Folge der zweiten Staffel «Black Mirror» ebenfalls. Dank diversen Dating- und Social-Media-Apps scheint es gar nicht so absurd, sich in jemanden zu verknallen, den man noch nicht vis-à-vis getroffen hat. Und – Fun Fact – kürzlich schloss die chinesische Polizei verschiedene Dating-Apps, weil diese nachweislich von künstlichen Intelligenzen überflutet waren.

Szenario 5: Wir können uns nicht mehr unterscheiden

Jetzt wirds ein bisschen philosophisch – was ist eigentlich ein Life? Eine der coolsten Auseinandersetzungen mit der Frage im Bezug auf AI findet sich in «Ghost in the Shell» – und nein, nicht in der etwas seichten Neuauflage, sondern vor allem in der ersten Staffel der Anime-Serie. Diverse Charaktere haben sich ein Cyberbrain implantiert, das sie mit dem Netz verbindet und ihrem Gehirn neue Features verpasst. Andere bauen sich beinahe komplett in Cyborgs um – einzig der «Geist», sozusagen die Seele, bleibt noch menschlich.

Auf der Gegenseite existieren künstliche Intelligenzen, die einen Körper besitzen und gar selbst eine Art «Geist» entwickeln. Die Grenzen verschwimmen. Beispielsweise erklärt ein Charakter: «Man könnte argumentieren, DNA sei auch nur ein Programm, das Leben erhalten will.» Und doppelt später nach: «Wie willst du [Mensch] mir beweisen, dass du am Leben bist, wenn selbst die Wissenschaft nicht mehr erklären kann, was das Leben ist?».

Grenzen setzen



Eine verdammt gute Frage für eine künstliche Intelligenz. Dass eine AI irgendwann diese Frage stellen kann, ist wohl nicht auszuschliessen. Und dass sie zu Ungerechtigkeiten führen könnte, sprechen die Microsoft-Topmanager gleich selbst im Buch an. Und eben deswegen plädieren sie für Transparenz, Fairness und Verantwortung in der Gestaltung von künstlicher Intelligenz. Hoffentlich sind sie damit noch nicht zu spät.

Was glauben sie, wie digitale Assistenten mit AI in Zukunft aussehen werden? Werden wir alle sterben oder nur noch mit Robotern in die Kiste steigen? Erzählt es uns in den Kommentaren.

(David Nägeli)