In der Slowakei sollen erlegte Bären künftig auf den Teller kommen. Das ist aus den jüngsten Aussagen des slowakischen Umweltstaatssekretärs Filip Kuffa zu schließen. Er habe angekündigt, getötete Braunbären an Gastronomiebetriebe liefern zu wollen. Für den Österreichische Tierschutzverein ist das ein ethischer Dammbruch im Umgang mit geschützten Wildtieren.
"Dass man geschützte Wildtiere, die unter bestimmten Voraussetzungen getötet werden dürfen, nun auch noch auf den Teller bringen will, ist moralisch verwerflich und völlig inakzeptabel", kritisiert Alexios Wiklund, Sprecher des Österreichischen Tierschutzvereins.
Nach slowakischem Recht dürfen Braunbären nur dann getötet werden, wenn sie eine unmittelbare Gefahr für den Menschen darstellen. Doch die Grenze zur sogenannten Gefährdung ist offenbar dramatisch gesunken, ortet der Verein. Auf politischen Druck von Jägerschaft und Lokalpolitik entschied die Regierung in Bratislava bereits im April, bis zu 350 "Problembären" schießen zu lassen – das bei einer Gesamtpopulation von nur rund 1.200 Tieren im Land.
Alexios Wiklund: "Statt Ursachen zu bekämpfen - Stichwort Lebensraumverlust und mangelnde Müllsicherung - werden Bären kurzerhand zur tödlichen Bedrohung erklärt. Und nun soll aus der Notmaßnahme ein profitables Geschäftsmodell werden. Das ist ethisch nicht zu rechtfertigen."
Der Lebensraum von Wildtieren endet nicht an der Staatsgrenze. Der Braunbär ist ein streng geschütztes Wildtier. Und sein Schutz eine gemeinsame Aufgabe aller EU-Mitgliedsstaaten. Alexios Wiklund: "Was heute in der Slowakei passiert, betrifft morgen auch Österreich. Die Natur kennt keine Landesgrenzen."
Der Österreichische Tierschutzverein fordert daher die Bundesregierung eindringlich auf, sich klar gegen diese Pläne zu positionieren und für einen einheitlichen, respektvollen Umgang mit Wildtieren in Europa einzutreten. Es brauche klare Regeln, strikte Kontrollen und internationale Zusammenarbeit – statt politischer Schnellschüsse und fragwürdiger Fleischvermarktung.
Der Braunbär ist ein Symbol für unsere freie, wilde Natur. Ihn wie ein Nutztier zu behandeln, verletze jedes Grundprinzip des Tierschutzes. Der Österreichische Tierschutzverein fordert daher: Schluss mit dieser gefährlichen und ethisch nicht vertretbaren Politik. Wildtiere verdienen Respekt – und keinen Platz auf der Speisekarte.