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In Italien droht die Erde aufzubrechen

Unter den Feldern bei Neapel schlummert ein riesiger Vulkan, der immer wieder die Erde beben lässt. Nun scheint ein Ausbruch bevor zu stehen.

Heute Redaktion
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Unter den Phlegräischen Feldern nahe Neapel schlummert ein Supervulkan.
Unter den Phlegräischen Feldern nahe Neapel schlummert ein Supervulkan.
Bild: www.picturedesk.com/AP Photo/Fran D'emilio

Etna, Vesuv, Stromboli: Im Vergleich zu Italiens bekanntesten Vulkanen sind die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) fast unspektakulär. Während sich die anderen imposant in die Höhe recken, ist die Landschaft westlich von Neapel eher flach als hoch und hat vor allem Krater und Geysire zu bieten.

Doch das Erscheinungsbild könnte sich schon bald ändern – und zwar drastisch. Das berichten Forscher um Christopher Kilburn vom University College London im Fachjournal "Nature Communications". Denn unter den Campi Flegrei schlummert ein sogenannter Supervulkan (siehe Infobox rechts), der zunehmend aktiver wird.

Geschichte könnte sich wiederholen

Seit 1950 hätte sich der unterirdische Vulkan immer wieder geregt, zum Teil jahrelang. Zuletzt bebte die Erde Anfang der 1980er-Jahre. Doch zu einem Ausbruch ist es nie gekommen. Die Forscher vermuten, dass die Aktivitäten ein Vorbote einer gewaltigen Eruption gewesen sein könnten, die mehr als eine Million Menschen im Großraum Neapel bedrohen könnte.

Die Begründung: Die Erschütterungen könnten in der Kruste des Vulkans Spannung aufgebaut haben, so dass sie künftig leichter nachgibt, wenn Magma aus der Tiefe nach oben drückt.

Ein Supervulkan ist, anders als ein konventioneller Vulkan, kein Berg, sondern ein riesiges Gebiet mit vulkanischer Aktivität über einer besonders großen Magmakammer. Weltweit sind 20 Supervulkane bekannt. An der Oberfläche bildet er einen charakteristischen Kessel, die sogenannte Caldera.

Diese Caldera entstand durch einen früheren Ausbruch, bei dem der Vulkan so große Mengen Magma ausstieß, dass er in sich selbst zusammenfiel. In der Caldera gibt es Geysire, Thermalquellen und Gasaustrittstellen. Der Boden kann auch in der Ruhephase des Vulkans sehr heiß werden.

Dafür sprechen auch historische Aufzeichnungen: Die letzte ähnlich ruhelose Phase habe sich im 15. und 16. Jahrhundert ereignet, also kurz bevor der Vulkan 1538 ausbrach. Die damalige Eruption dauerte acht Tage und türmte dabei den 133 Meter hohen Monte Nuovo auf.

Warnungen auch von anderen Forschern

Allein stehen Kilburn und seine Kollegen mit ihren Vorahnungen nicht: Schon im November 2016 äußerten Forscher vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie in Bologna Befürchtungen, nach denen sich die Phlegräischen Felder einem kritischen Ausgasungsdruck annähern, an dem es zu einer weiteren Eruption kommen könnte.

Demnach haben sich die Felder im Laufe des letzten Jahrzehnts angehoben, was darauf hindeutet, dass verstärkt flüchtiges Gas zur Oberfläche aufsteigt. Deshalb hat Italien bereits die Alarmstufe von Grün auf Gelb angehoben, was bedeutet, dass der Supervulkan wissenschaftlich überwacht werden muss.

Anlässlich der neuen Informationen warnt Kilburns Kollege Giuseppe De Natale: "Wir müssen auf einen neuen Notfall vorbereitet sein, ob er zu einem Ausbruch führt oder nicht."