Coronavirus

Infektiologe sieht konkrete Gefahr für eine Triage

Der Tiroler Infektiologe Günter Weiss sieht aufgrund der hohen Corona-Zahlen eine "konkrete Gefahr" einer Triage in etwa ein bis zwei Wochen.

Heute Redaktion
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Die Situation in den Spitälern ist laut Günter Weiss "besorgniserregend".
Die Situation in den Spitälern ist laut Günter Weiss "besorgniserregend".
picturedesk.com

"Es ist fünf vor zwölf", betonte der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss im Gespräch mit der APA. Eine Triage könnte laut seinen Ansichten in ein bis zwei Wochen in Österreich möglich sein.

Ärzte müssten entscheiden, wer behandelt wird

Hinter den Fachbegriff "Triage" verbirgt sich eine dramatische Entwicklung. Nämlich, dass Ärzte entscheiden müssen, wer überhaupt noch auf den Intensivstationen behandelt wird, weil keine Betten mehr frei sind oder wer noch ein Beatmungsgerät bekommt.

Das würde bedeuten, dass etwa ein älterer Corona-Intensivpatient mit geringeren Überlebenschancen nicht mehr behandelt wird, damit ein jüngerer Patient mit einem schweren Verlauf und besseren Überlebenschancen beatmet werden kann.

Weiss plädierte für eine stärkere Fokussierung auf den Schutz gefährdeter Gruppen. Er sei "absolut kein Fan" eines Total-Lockdowns, dieser könne nur die "Ultima Ratio" sein.

Bestmöglicher Schutz für gefährdete Gruppen

Es gebe laut dem Infektiologen noch andere Wege, die hohen Fallzahlen in den Griff zu bekommen und eine Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern. Er fordert dabei den größtmöglichen Schutz der verletzlichen Bevölkerungsgruppen, also älterer Leute bzw. solcher mit Vorerkrankungen.

Die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen dürfen nicht abgeschottet werden. Der Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin spricht sich für einheitliche Hygienekonzepte und verstärkte Screenings aus.

Auch beim Contact Tracing müsse man den Schalter umlegen: "Es braucht eine Priorisierung auf die positiven Fälle und dazu noch einmal eine Priorisierung auf die Positiven in der kritischen Infrastruktur. Kontaktverfolgung macht nur Sinn, wenn es schnell funktioniert. Und schnell bedeutet, innerhalb von 24 Stunden", so Weiss.

Die Neuinfektionen seien derzeit so hoch, dass man sich auf jene Bereiche konzentrieren müsse, "bei denen es darauf ankommt."

"Es brennt der Hut"

Von Schließungen der Schulen oder der Geschäfte hält der Mediziner nichts. Es habe sich herausgestellt, dass sich in beiden Bereichen "keine großen Cluster" gebildet hätten. Zudem verfüge man dort über "gute Hygienekonzepte."

Dafür sei die Lage in den Spitälern "besorgniserregend". "Es brennt der Hut", so Weiss. Vor allem auf den Normalstationen stehe einem mittlerweile "das Wasser bis zum Hals". Auf den Intensivstationen sei die Lage zwar noch etwas besser, aber auch weit entfernt von entspannt. "Auf dem Niveau kann es bis März nicht weitergehen", warnte der Infektiologe. Es gehe auch um die Arbeitsauslastung der Mitarbeiter.

Kein Effekt wie im Frühjahr erwartet

Anfang kommender Woche werde sich zeigen, ob die bisherigen Maßnahmen wirken: "Ich hoffe, dass die Zahlen ein bisschen zurückgehen. Ich gehe davon aus, dass es aber nicht denselben Effekt haben wird wie im Frühjahr." Mittlerweile gebe es eine "große Gruppe", für die die Einschränkungen nicht mehr nachvollziehbar seien und die sich nicht daran halten würden. 

Der Coronavirus-Impfstoff der Pharmafirmen Biontech und Pfizer stelle einen "Lichtblick" dar. Sollte alles optimal laufen, könne der Impfstoff durchaus schon Anfang kommenden Jahres zum Einsatz kommen, glaubt Weiss.

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