Hape Kerkeling meldet sich nicht nur mit neuen Filmen zurück, sondern auch mit deutlichen Worten. Im Interview mit dem "Spiegel" zeigt sich der Komiker ungewöhnlich nachdenklich und besorgt über den Zustand der Gesellschaft. Er beobachtet eine "seltsame Bequemlichkeit" im Land und spricht offen von einer "intellektuellen Müdigkeit, die alle Schichten betrifft, auch den Journalismus".
Für Kerkeling ist das kein abstraktes Problem, sondern eine Entwicklung mit gefährlicher Richtung: "Ich habe das Gefühl, wir rutschen mit einem Schulterzucken in den Autoritarismus." Besonders alarmierend findet er die zunehmende Verrohung der Debatten, vor allem im Internet, wo Wut und Hass längst den Ton angeben. Humor, so seine ernüchternde Einschätzung, stoße hier immer öfter an seine Grenzen.
Dabei war Kerkeling einst mit einem "durchaus revoluzzerhaften Anspruch angetreten", wie er selbst sagt, und wollte mit seinen Figuren wachrütteln und etwas verändern. Heute blickt er kritischer auf die Wirksamkeit der Satire. Dennoch betont er im "Spiegel" seine tiefe Verbundenheit mit Deutschland: "Ich liebe dieses Land, es hat mir alle Möglichkeiten gegeben, ich liebe diese Sprache – und ich liebe auch die Menschen."
Gerade deshalb könne er nicht verstehen, "wie wir da hingekommen sind, wo wir hingekommen sind". Mit seinem neuen Film "Extrawurst", der sich mit rassistischen Ressentiments und kleingeistigem Denken auseinandersetzt, will er dennoch bewusst Stellung beziehen: "Ich spiele einen kleingeistigen, korrupten und nicht ganz so schlauen Rheinländer, Vorsitzender eines Tennisvereins. Und je mehr ich mich in ihn hineinversetzte, umso bekannter kam er mir vor, umso mehr mochte ich sein kleines Denken. Sind unsere Lösungen für große Probleme in der Bundesrepublik nicht immer auch ganz kleine, rheinische Ansätze gewesen?"
Seine Rolle beschreibt er als Spiegel gesellschaftlicher Haltungen – unbequem, aber notwendig. Auch wenn Humor für ihn nicht mehr jede Antwort liefert, sieht Kerkeling darin weiterhin einen Versuch, Diskussionen anzustoßen und Haltung zu zeigen.