Gesundheit

Intensivmediziner schließt eine Triage am AKH nicht aus

Thomas Staudinger kämpft an vorderster Front gegen das Coronavirus und erklärt, wie sich die Situation am Wiener AKH momentan wieder zuspitzt.

Christine Scharfetter
Teilen
Die Patientenzahlen auf den ICUs steigen rasant.
Die Patientenzahlen auf den ICUs steigen rasant.
Getty Images / iStock / Morsa Images

Die Coronazahlen steigen kontinuierlich. Ganze 8.594 Neuinfektionen wurden zuletzt innerhalb von 24 Stunden vermeldet. Ein neuer Rekordwert in diesem Jahr. Entsprechend hoch ist inzwischen auch die Belegung der Intensivstationen. Ganze 352 Personen sind es österreichweit. Im Wiener AKH seien bereits drei Intensivstationen mit Covid-Patienten belegt, sagt Thomas Staudinger, Leiter der Intensivstation am AKH in Wien, gegenüber "Puls24". Kein einziger von ihnen sei vollständig geimpft.

Zwar konnte man bisher das "Routineprogramm" aufrechterhalten, doch lange wäre das nicht mehr möglich: Es könne sein, dass man Nicht-Covid-Patienten nicht behandeln werde können. "Wenn die Dynamik sich weiter so entwickelt, dann kommen wir vielleicht wirklich wieder in die Situation, dass wir Nicht-Covid-Patienten nicht mehr adäquat behandeln können."

Alleine innerhalb einer Woche seien 13 oder 15 Covid-Patienten dazugekommen. "Das bedeutet, das zwei bis drei Intensivstationen zusätzlich umgestellt werden müssen auf Covid-Betreuung. Das heißt, mit sechs bis acht Patienten dazu, kippt eine Intensivstation in die Covid-Versorgung und geht für die Routineversorgung verloren." Man stehe "kurz vor dem Herunterfahren", so der Intensivmediziner.

Orthopädische Eingriffe und Tumore zweitrangig

"Nicht akut notwendige" Operationen würden wieder verschoben werden, wie schon in der zweiten und dritten Welle, so Staudinger. Das seien in der Vergangenheit unter anderem orthopädische Eingriffe, aber auch Herz- und Tumoroperationen gewesen. Was mit diesen Patienten passiert sei, wisse man nicht. 

"Wir wissen nicht, wie es den Patienten weiter geht und wie der Verlauf ihrer Grunderkrankung ist." Es sei davon auszugehen, dass die "Patienten darunter gelitten oder sogar Schlimmeres erfahren haben."