Bei Austria Wien brodelt es gewaltig. Ein interner Brief, der der "Krone" vorliegt, zeigt: Aufsichtsratsmitglied und Investor Peter Kroha erhebt schwere Vorwürfe gegen Wirtschaftsvorstand Harald Zagiczek – und stellt sein Amt zur Diskussion.
Stein des Anstoßes: die Absetzung von Sportdirektor Manuel Ortlechner und die Installierung einer neuen sportlichen Leitung unter Michael Wagner – alles entschieden vom Wirtschaftsvorstand. Kroha fragt empört: "Auf welcher rechtlichen und fachlichen Basis hat der Wirtschaftsvorstand die Entscheidung getroffen?" Für ihn ist klar: "Ein derartiger Schritt stellt einen klaren Verstoß gegen unsere internen Absprachen dar."
Kroha ortet gleich mehrere mögliche Brüche mit der Geschäftsordnung und pocht auf Zustimmungspflichten des Aufsichtsrats. Besonders stößt ihm auf, dass Zagiczek "ohne sportliche Expertise" zentrale Personalentscheidungen getroffen habe. Auch die Bestellung von Neo-Sportdirektor Wagner sieht Kroha kritisch: "Wurde eine professionelle Evaluierung überhaupt vorgenommen?"
Hintergrund: Kroha gehört zur Investorengruppe "WTF", die mit der "Viola Invest" gemeinsam 49,9 Prozent der Austria-Anteile hält – allerdings intern zerstritten ist. Der Verein selbst hält die restlichen 50,1 Prozent.
Nach dem Rücktritt von Sportvorstand Jürgen Werner blieb Zagiczek als einziger AG-Vorstand übrig. Ein Vorschlag der WTF zur Nachbesetzung blieb aus – laut "Krone" 13 Wochen lang. Zagiczek handelte eigenmächtig. Für Kroha ist das ein No-Go: "Die handstreichartige Umsetzung der ganzen Aktion" schade dem gesamten Klub.
Für Kroha ist eine Grenze erreicht. "Die aktuellen Entwicklungen führen dazu, dass ich mein Mandat im Aufsichtsrat in Frage stelle." Er erinnert daran, selbst in Zeiten höchster Not Geld investiert zu haben: "Ich habe persönlich Geld in das Projekt Austria Wien investiert zu einer Zeit, wo der Verein vor der Insolvenz stand."