Am 11. September hatte der damals 16-jährige Anhänger der Terror-Miliz "Islamischer Staat" einen Anschlag am Wiener Hauptbahnhof geplant. Er wollte mit einem Kampfmesser Passanten niederstechen, brach den Plan aber kurz vor der Tat ab, "Heute" berichtete. Nach seiner Festnahme wurde er im Rahmen jugendgerichtlicher Erhebungen dem DyRiAS-Verfahren (Dynamische Risiko Analyse Systeme) unterzogen.
Das Verfahren dient dazu, Radikalisierungsprozesse einzuschätzen. Dabei werden 13 relevante Verhaltensbereiche abgefragt, aus denen sich dann schließen lässt, ob bei der Person gewaltorientierte Radikalisierung im islamistischen Bereich vorliegt oder nicht. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme war das Ergebnis eindeutig.
Basierend auf den Erkenntnissen wurden "Hochrisikofaktoren" für potenzielle Gewalttaten - sogar unter Inkaufnahme des eigenen Todes - belegt. In näheren Ausführungen der Jugendgerichtshilfe wird darauf verwiesen, dass er Jugendliche erzählte, unter "wiederkehrenden Suizidgedanken" zu leiden, "wobei er eine Suizidabsicht auch bereits einmal gegenüber einem Freund aus der Moschee geäußert habe".
Diese Erkenntnisse stimmen mit Einschätzungen des Verfassungsschutzes überein. Das Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung stuft den Jugendlichen als "massiv radikalisiert" ein.
Bis zu seiner Festnahme hatten die Staatsschützer den Jugendlichen jedoch gar nicht im Fokus, da es den heimischen Behörden aufgrund der aktuellen Gesetzeslage nicht möglich ist, Messenger-Dienste zu überwachen. Erst als ein ausländischer Geheimdienst einen Tipp gab, wurden die Staatsschützer auf den Verdächtigen aufmerksam. Der Jugendliche hatte zuvor ein Bild in Kampfmontur auf Social Media gepostet, das ihn vor seinem Aufbruch Richtung Hauptbahnhof zeigte.
Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sich in Österreich mindestens zehn radikalislamistische "Hochgefährder" aufhalten. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten könnten es inzwischen sogar mehr sein. Diese Personen werden als potenzielle Bedrohung eingestuft und könnten jederzeit einen Anschlag verüben.