Nach der Übergabe weiterer sterblicher Überreste einer Geisel wirft die israelische Regierung der Hamas vor, das geltende Abkommen gebrochen zu haben. Die islamistische Palästinenserorganisation habe am Vorabend einen Teil des Leichnams der bereits teilweise geborgenen und als Ofir Tsarfati identifizierten Geisel zurückgegeben, teilte das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Dienstag mit.
Das sei ein "eindeutiger Verstoß" gegen die getroffene Vereinbarung. Netanjahu werde sich mit den Spitzen der Sicherheitsbehörden treffen, "um Israels Schritte als Reaktion auf die Verstöße zu besprechen", hieß es weiter.
Die Hamas hatte den Sarg mit Teilen der sterblichen Überreste am Montagabend im Gazastreifen an das Rote Kreuz übergeben. Auf israelischer Seite entstand der Eindruck, damit sei laut Waffenruhevereinbarung die 16. getötete Geisel von der Hamas übergeben worden.
Laut dem maßgeblich von US-Präsident Donald Trump vermittelten Abkommen hätten die Islamisten eigentlich schon vor zwei Wochen neben den letzten 20 überlebenden Geiseln auch alle 28 toten Geiseln an Israel übergeben müssen. Noch immer sind aber 13 tote Geiseln im Gazastreifen, darunter auch der Deutsch-Israeli Itay Chen.
Ofir Tsarfati hatte am 7. Oktober 2023 mit Freunden das Nova-Festival besucht, als die Hamas und ihre Verbündeten die Partygäste überfielen und unter ihnen ein Massaker anrichteten. Der 27-Jährige wurde wie viele andere Festivalbesucher als Geisel in den Gazastreifen verschleppt und später von der israelischen Armee für tot erklärt. Teile seines Leichnams wurden später von der israelischen Armee im Gazastreifen geborgen und nach Israel gebracht.
Das Forum der Geisel-Familien forderte die israelische Regierung auf, "entschlossen" gegen die Hamas vorzugehen. "Angesichts des schweren Verstoßes der Hamas gegen die Vereinbarung gestern Abend ... kann und darf die israelische Regierung dies nicht ignorieren und muss entschlossen gegen diese Verstöße vorgehen", erklärte das Forum.