Coronavirus

Ja, dieses Pfizer-Dokument ist tatsächlich echt

Im Netz wird ein Dokument geteilt, das vom US-Pharmahersteller Pfizer stammen soll und mit dem Hinweis "Confidential" ("Vertraulich") versehen ist.

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Dieses insgesamt acht Seiten lange Dokument kursiert auf Social Media. Es soll vom US-Pharmaunternehmen Pfizer stammen.
Dieses insgesamt acht Seiten lange Dokument kursiert auf Social Media. Es soll vom US-Pharmaunternehmen Pfizer stammen.
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Acht Seiten ist es lang. Auf sieben davon sind "unerwünschte Ereignisse von besonderem Interesse" zu finden, die nach der Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer aufgetreten sein sollen. Die acht Seiten sind echt. Allerdings wurden sie aus dem Zusammenhang gerissen. Bei dem Dokument handelt es sich lediglich um einen kleinen Teil eines viel größeren Dokuments.

Konkret: Um das Deckblatt, das offensichtlich um das Pfizer-Logo ergänzt wurde, und um den Anhang (engl. Appendix). Die 37 Seiten Bericht, die mindestens dazwischen liegen, fehlen – und damit der Kontext. Den braucht es aber, um die aufgeführten "unerwünschten Ereignisse" richtig verstehen zu können.

Verdachtsmeldungen, keine bestätigten Nebenwirkungen

Der Bericht mit dem Titel "Cumulative analysis of post-authorization adverse event reports of pf-07302048 (BNT162B2) received through 28-FEB-2021" listet potenzielle – nicht bestätigte – Nebenwirkungen auf, die Pfizer von der ersten Notfallzulassung des Comirnaty-Impfstoffes am 1. Dezember 2020 bis zum 28. Februar 2021 nach eigenen Angaben bekannt waren: 42.086 Fallberichte, die wiederum 158.893 Ereignisse umfassen. Auch 1.223 Todesfälle finden sich darunter.

Durch die reine Auflistung entsteht der Eindruck, das Vakzin sei gefährlich. Vor allem, da nirgendwo ein Hinweis darauf zu finden ist, dass es sich bei der Liste nicht um bestätigte Nebenwirkungen handelt. Wie Pfizer-Sprecherin Dervila Keane der Nachrichtenagentur AFP sagte, zeigen die Daten in dem Bericht nicht, ob die gemeldeten Ereignisse auf die Impfung zurückzuführen seien. Es seien "spontane" Meldungen, die aus verschiedenen Quellen stammen, etwa von Gesundheitsbehörden, aus medizinischer Fachliteratur und klinischen Studien, bei denen allerdings eine Kausalitätsbewertung fehle.

Diese wichtige Anmerkung fehlt in Artikeln auf impfkritischen Blogs wie Corona-Transition.org und Social-Media-Postings aber zum Teil völlig. Der ehemalige Journalist Boris Reitschuster, der mittlerweile den nach ihm benannten Blog führt, weist zwar darauf hin, bezeichnet die gelisteten rund 42.000 Ereignisse jedoch allesamt als "schwer", was falsch ist. So befinden sich in der Liste auch "pyrexia" (Fieber) und "cough" (Husten) – genaugenommen keine potenziellen Nebenwirkungen, sondern mögliche Impfreaktionen.

Gängiges Vorgehen

Die aus dem Zusammenhang gerissene und ohne Kontext geteilte Liste ist ein weiteres Beispiel dafür, dass einige Impfgegnerinnen und Impfgegner gerne die Anzahl der Verdachtsfälle heranziehen, um Stimmung gegen die Covid-19-Impfstoffe zu machen. Nach dem gleichen Prinzip geht etwa die Webseite Vaxtestimonies.org (siehe Faktencheck vom 28. Januar 2022) vor.

Auch die Zahlen aus der Datenbank des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts wurden fälschlicherweise als bestätigte Nebenwirkungen interpretiert (siehe Faktencheck vom 18. Januar 2022), genauso wie die Zahlen der Datenbank VAERS der US-Gesundheitsbehörde CDC und der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA (siehe Faktencheck vom 13. Januar 2022).

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