Ukraine

"Jeden Tag tausend Leichen" – Söldner drohen mit Abzug

Obwohl Russland, vertreten durch die Wagner-Gruppe, bereits einen Großteil von Bachmut kontrolliert, sind die Verluste hoch – nun droht Prigoschin.

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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin droht damit, Bachmut aufzugeben.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin droht damit, Bachmut aufzugeben.
IMAGO/ITAR-TASS

"Jeden Tag haben wir stapelweise tausend Leichen, die wir in den Sarg packen und nach Hause schicken", beschreibt Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin die Situation in Bachmut in einem Interview mit dem russischen Militärblogger Semjon Pegow. Jetzt droht er Putin wegen der eklatanten Verluste, die auf mangelnde Versorgung zurückzuführen seien, mit dem Abzug seiner Truppen aus der umkämpften Stadt Bachmut. 

Die Verluste seien wegen der fehlenden Artilleriemunition fünfmal so hoch wie nötig, klagte er. Daher habe er bereits einen Brief an Verteidigungsminister Sergei Schoigu verfasst, um schnellstens Nachschub zu erhalten. "Wird das Munitionsdefizit nicht aufgefüllt, sind wir gezwungen – um nicht nachher wie feige Ratten zu rennen – uns entweder organisiert zurückzuziehen oder zu sterben", so der 61-Jährige. Vermutlich sei er gezwungen, einen Teil seiner Truppen abzuziehen, doch das würde dann dazu führen, dass die Front auch an anderen Stellen einbreche, warnte er.

Prigoschin kann sich Kritik erlauben

Die ukrainische Armee sei zur Gegenoffensive bereit. Sie warte nur noch auf besseres Wetter, damit der weiche Boden sie nicht am Vorwärtskommen hindere. Prigoschin prognostiziere einen Beginn der Offensive bis zum 15. Mai. Zugleich erneuerte er seine scharfe Kritik an der Führung des russischen Militärs. Es fehle an Disziplin und Organisation.

Prigoschin kann sich die Kritik erlauben, da er als Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin gilt, den er zu dessen Zeiten als Beamter in St. Petersburg verköstigt hatte. Daher wird er auch "Putins Koch" genannt. Recherchen unabhängiger Journalisten zufolge hat Prigoschin am Krieg in der Ukraine durch Verträge mit dem Verteidigungsministerium in Moskau kräftig verdient. Das Medienportal Moschem objasnit berichtete zuletzt, dass Prigoschins Firmen durch diese Verträge 2022 eine Rekordsumme von 4,7 Milliarden Rubel (etwa 52 Millionen Euro) eingestrichen hätten.

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    Wagner-Chef <a data-li-document-ref="100255572" href="https://www.heute.at/g/-100255572">Jewgeni Prigoschin</a> in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Concord Press Service/Handout via REUTERS