Wir leben in einer Zeit der so genannten "Sozialen Medien". TikTok, Instagram, Facebook bestimmen viele Entscheidungen junger Menschen. Sogar zum Berufsbild sind sie mittlerweile geworden. Influencerinnen und Influencer werben und präsentieren sich dort in ihrer besten Form – Filter sei Dank. Ihr Aussehen beeinflusst das junge Publikum sogar so sehr, dass über die Hälfte der Befragten gerne etwas am eigenen Aussehen ändern würde, mehr als ein Viertel hat schon einmal über eine Schönheitsoperation nachgedacht. Das zeigen Ergebnisse der neuen Studie "Schönheitsideale im Internet" von Saferinternet.at.
Das Problem: Durch den Einsatz von Bildbearbeitungssoftware und automatischen Filtern sind Kinder und Jugendliche in den sozialen Netzwerken mit unrealistischen Körperbildern konfrontiert und wachsen somit mit einem verzerrten Körperbild auf.
Für die Studie wurden 400 Österreicher im Alter von 11 bis 17 befragt. Zusätzlich diskutierten 4 Fokusgruppen mit älteren Jugendlichen (15 bis 19 Jahre) über ihren Umgang mit diesen Schönheitsidealen.
65 Prozent der Jugendlichen einen Zusammenhang zwischen Inhalten in Sozialen Netzwerken und dem eigenen Schönheitsempfinden. Rund 70 Prozent der befragten Jugendlichen sind zumindest "eher zufrieden" mit ihrem Aussehen. Dennoch würden 51 Prozent gerne etwas an ihrem Körper ändern, bei den Mädchen sind es 60 Prozent.
Das eigene Aussehen ist allerdings für beide Geschlechter von großer Bedeutung – sowohl offline als auch online. So posten 61 Prozent aller Befragten Fotos bzw. Videos, auf denen sie selbst zu sehen sind, und legen dabei großen Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild. Wichtig ist es ihnen vor allem, schön (68 Prozent), gestylt (64 Prozent) und schlank (54 Prozent) auszusehen. Sich sexy darzustellen, ist für 34 Prozent von Bedeutung, wobei Burschen (40 Prozent) darauf deutlich mehr Wert legen als Mädchen (27 Prozent). Hier zeigt sich, dass der Fokus auf das eigene Aussehen entgegen der weitverbreiteten Annahme längst kein reines Mädchenthema mehr ist. Um möglichst gut auszusehen, nutzen die Jugendlichen Licht, Posen und/oder Handywinkel (54 Prozent) und bearbeiten die Fotos und Videos, zum Beispiel mit Filtern (41 Prozent).
Die Befragten nennen unterschiedliche Strategien, um sich von Schönheitsidealen im Internet nicht negativ beeinflussen zu lassen. Dazu zählt zum einen die Beschäftigung mit der Selbstwahrnehmung: Als hilfreich wird empfunden, an der Selbstakzeptanz zu arbeiten (67 Prozent), aktiv zu versuchen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen (60 Prozent) und zu hinterfragen, warum die konsumierten Inhalte einen selbst stressen oder Druck erzeugen (55 Prozent). Von den Jugendlichen in den Fokusgruppen wurde als weitere Möglichkeit ein "Reality Check" genannt – also "rausgehen und schauen, wie die Leute wirklich sind". Dadurch werde einem die Diskrepanz zwischen der verzerrten Online-Darstellung von Menschen und deren tatsächlichem Aussehen bewusst.
Freunde: Auch gegenseitige Unterstützung wird als relevant empfunden: Sich im Freundeskreis immer wieder Komplimente zum Aussehen zu machen finden 59 Prozent hilfreich, während 38 Prozent dafür plädieren, sich gemeinsam über stressige Inhalte lustig zu machen und darüber zu lachen.
Eltern: Die Eltern können auch nur bis zu einem bestimmten Grad ihren Kindern bei der Aufarbeitung der Erfahrungen helfen. Denn oft verfügen die Eltern selbst nicht über ausreichend Medienkompetenz, um ihre Kinder bei der kompetenten Mediennutzung begleiten zu können. Sie benötigen nach Meinung der Jugendlichen ebenfalls Unterstützung.
Schule: Die Jugendlichen sehen die Schlüsselrolle bei diesem Thema bei den Schulen. Möglichkeiten, den Umgang mit Schönheitsidealen im Unterricht zu thematisieren, sehen die Jugendlichen viele. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen und die Medienkompetenz junger Menschen zu fördern, sei demnach eine entscheidende Aufgabe der Lehrer und Lehrerinnen.
Staatssekretärin Plakolm wiederum fordert "mehr Realität statt Fake-Fotos in den sozialen Medien, um das Selbstbewusstsein junger Menschen zu stärken. Ob Pickel, Cellulite oder Speck an den Hüften – alle sind gefordert, ehrlicher mit dem eigenen Aussehen umzugehen". Plakolm will sich daher für eine EU-weite Kennzeichnungspflicht von KI-Fotos von Fake-Menschen in sozialen Medien stark machen: "Wer so ein KI-generiertes Foto sieht, muss leicht erkennen können, dass es keine Realität, sondern Fake ist."