Gesundheit

So ungesund sind die Lebensmittel der Influencer

Drei Viertel der von Influencer beworbenen Produkte enthalten zuviel Salz, Fett und/oder Zucker. Das zeigt eine Studie der MedUni Wien.

Sabine Primes
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In Kooperation mit den Firmen verdienen Influencer pro Posting/Story einen gewissen Betrag.
In Kooperation mit den Firmen verdienen Influencer pro Posting/Story einen gewissen Betrag.
Getty Images/iStockphoto

Drei Viertel der Produkte, die deutschsprachige Influencer auf verschiedenen Social-Media-Kanälen verbreiten, sind so ungesund, dass sie gegen die Werbestandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Kinder verstoßen. Das geht aus neuen Forschungsergebnissen eines Teams um Eva Winzer vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien hervor, die auf dem diesjährigen European Congress on Obesity (Europäischer Kongress zu Adipositas) in Maastricht präsentiert wurden. Die Analyse der Forscher zeigt, dass Teenager auf TikTok, Instagram und YouTube jede Stunde mit der Werbung von 18 Produkten konfrontiert werden, meist ohne es zu merken.

Im Rahmen der Studie analysierte das Forschungsteam der MedUni Wien Mahlzeiten, Snacks und Getränke, die in Posts und Videos von sechs der beliebtesten deutschsprachigen Influencer auf TikTok, YouTube und Instagram auftauchten. Zusammen erreichen und beeinflussen diese jeweils drei Männer und Frauen mit ihren Beiträgen mehr als 35 Millionen Follower und Abonneten der Altersgruppe 13 bis 17. Schokolade und Süßigkeiten waren die am häufigsten vorgestellten Produkte, über die Influencer gepostet haben.

Bei der Untersuchung zeigte sich, dass 75 Prozent der vorgestellten Lebensmittel und Getränke einen so hohen Salz-, Fett- oder Zuckergehalt aufweisen, dass sie gemäß WHO-Richtlinien nicht an Kinder vermarktet werden dürfen. Außerdem waren die meisten Posts und Videos nicht eindeutig als Werbung gekennzeichnet. "Das unterstreicht die dringende Notwendigkeit von Richtlinien und einer wirksamen Regulierung des Influencer-Marketings für Kinder", betont Studienleiterin Eva Winzer.

20 Prozent sind übergewichtig oder adipös

Die Studienergebnisse sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass weltweit bereits 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig oder adipös sind. Denn die Bewerbung ungesunder Produkte gilt als wichtiger Faktor für Übergewicht im Kindesalter und beeinflusst Ernährungspräferenzen sowie Essverhalten nachhaltig. Zum Einfluss von deutschsprachigen Social Media-Beiträgen über Getränke und Lebensmittel wurde bisher kaum geforscht. Vor allem über Häufigkeit und Inhalt der visuellen Darstellung von Lebensmitteln und Getränken durch InfluencerInnen im deutschsprachigen Raum war bis anhin wenig bekannt.

Keine Beschränkungen für die Vermarktung von ungesunden Lebensmitteln

"Wie können wir von unseren Kindern erwarten, dass sie sich gesund ernähren, wenn die Inhalte in den sozialen Medien auf fett-, salz- und zuckerreiche Lebensmittel ausgerichtet sind?" fragt Eva Winzer angesichts der Erkenntnisse aus ihrer Studie und fordert: "Die Politik muss in diesem Zusammenhang verstärkt gegen soziale Medien vorgehen. In den meisten Ländern gibt es keine Beschränkungen für die Vermarktung von ungesunden Lebensmitteln auf Websites, in sozialen Medien oder mobilen Anwendungen. Regierungen müssen Maßnahmen setzen, die sicherstellen, dass Kinder zu einer gesunden Lebensweise ermutigt werden."

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