Österreich

Jogger tot – was würde Bärin in Österreich passieren?

Ein italienisches Gericht bewahrte Gaia vor dem sicheren Abschuss. Doch was würde ihr passieren, wenn sie nach Österreich kommt? "Heute" weiß mehr.

Heute Redaktion
In Italien wurde Gaia zum Abschuss freigegeben, dann wurde die Freigabe wieder zurückgenommen. Was passiert, wenn die Bärin nach Österreich kommt?
In Italien wurde Gaia zum Abschuss freigegeben, dann wurde die Freigabe wieder zurückgenommen. Was passiert, wenn die Bärin nach Österreich kommt?
imago images / Nature Picture Library

In der norditalienischen Provinz Trentino wurde letzte Woche der 26-jährige Jogger Andreas Papi aus der Region von einem Bären angegriffen und getötet. Die Bärin trägt den Code "JJ4" und wurde auf den Namen Gaia getauft. "Heute" hat den Experten der Kärntner Jägerschaft Dr. Mario Deutschmann gefragt, was mit der Bärin passieren würde, falls sie über die österreichische Grenze kommen sollte.

Bruder "Bruno" bereits 2006 erschossen

Wie sich inzwischen nach einem DNA-Abgleich herausgestellt hat, handelt es sich bei der Bärin um die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen "Problembären" Bruno, der im Sommer 2006 wochenlang im österreichisch-deutschen Grenzgebiet unterwegs war. Der Bär war aus dem Trentino eingewandert und sorgte beinahe täglich für Schlagzeilen: Er riss Schafe, plünderte Kaninchenställe und Bienenstöcke und zeigte kaum Scheu vor Menschen.

Am 26. Juni 2006 wurde der "Medienstar" damals erschossen: Jäger erlegten Bruno in der Nähe des Spitzingseegebiets im Landkreis Miesbach in Bayern. Die Erinnerungen an Bruno leben noch bis heute durch Denkmäler, nach ihm benannten Wanderwegen und einer Ausstellung in der Zoologischen Staatssammlung in München weiter.

Was würde mit Gaia in Österreich geschehen?

In Italien drohte Gaia der Tod: Die Regierung gab sie bereits zum Abschuss frei – ein italienisches Gericht revidierte die Freigabe nun jedoch. Auch in der Schweiz droht ihr der Abschuss, wenn es nicht gelingen würde, das Tier zu vergrämen. Doch was passiert mit Gaia, wenn sie nach Österreich kommt? Laut dem Experten Dr. Mario Deutschmann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bärin über die österreichische Grenze kommt, zwar sehr gering, da die Tiere ihr Revier nur selten verlassen.

Sollte dieser unwahrscheinliche Fall dennoch eintreten, hätten österreichische Jäger keine Ermächtigung, die Bärin zu erschießen. Die Entscheidung, ob man Gaia zum Abschuss freigeben kann, müsste die Landesregierung dann mit den italienischen Behörden absprechen. Angesichts des aktuellen gerichtlichen Urteils dürfte also auch Österreich eine Sicherheitszone für Gaia darstellen. 

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    Sobald ein Bär seine natürliche Scheu gegenüber dem Menschen verliert und anfängt, sich den Siedlungen zu nähern, wird es gefährlich.<div></div>
    Sobald ein Bär seine natürliche Scheu gegenüber dem Menschen verliert und anfängt, sich den Siedlungen zu nähern, wird es gefährlich.
    Amt für Jagd und Fischerei Graubünden

    Bereits 2020 als "Problembärin" eingestuft

    Gaia wurde zuvor bereits als "Problembärin" eingestuft, nachdem sie im Juni 2020 zwei Menschen angegriffen und verletzt hatte, vermutlich zur Verteidigung ihrer Jungen. Nach dem Angriff von 2020 wurde die Bärin auf die Abschussliste gesetzt, dann jedoch wieder vom regionalen Verwaltungsgericht von der Liste gestrichen und stattdessen mit einem Funkhalsband versehen. Das Halsband sendet jedoch inzwischen keine Daten mehr darüber, wie sich "JJ4" bewegt. 

    Verhalten von Mutter gelernt?

    Bereits ihre Mutter "Jurka" assoziierte Menschen immer mit Nahrung: Die Bärin wurde bei ihrer Ansiedlung für das Projekt "Life Ursus" im Trentino angefüttert, damit sie im Gebiet bleibt. Dadurch dürfte die Bärenmutter ihren Kindern beigebracht haben, dass Menschen als Nahrungsquelle gelten, sodass diese keine Scheu mehr vor Menschen zeigten. Das kostete "Jurka" ihre Freiheit: Sie wurde aus diesem Grund im Wolf- und Bärenpark Schwarzwald in Deutschland angesiedelt.

    Bruno und Gaia sind nicht die einzigen Kinder der Bärin, die bereits für Schlagzeilen sorgten. Ebenso wie Bruno wurde 2008 auch sein Bruder "JJ3" abgeschossen, da er keinerlei Scheu vor Menschen zeigte und deshalb zum Sicherheitsrisiko wurde.