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Josef B. wohnte schon früher Tür an Tür mit Familie

Schon bevor der Österreicher auf den Hof im niederländischen Ruinerwold zog, war ihm die Familie bekannt – sie waren Nachbarn und gute Freunde.

Heute Redaktion
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    Ortseinfahrt der 2.800-Seelen-Gemeinde Ruinerwold.
    Ortseinfahrt der 2.800-Seelen-Gemeinde Ruinerwold.
    (Bild: imago stock & people)

    Am Sonntag spazierte ein junger Mann vom "Woodstock-Typ" in das Dorfwirtshaus von Ruinerwold (Niederlande). Nach fünf Bier ließ der 25-Jährige im Gespräch mit dem Wirten die Bombe platzen: Er lebe zusammen mit seinem bettlägrigen Vater und fünf Geschwistern seit fast zehn Jahren in einer Art Isolationshaft auf einem nahen Bauernhof. Als die Polizei dort ankam, traf sie neben der Familie auch auf den einzigen gemeldeten Bewohner des Hauses: Josef B. (58) aus Oberösterreich.

    Der Sohn einer Bauernfamilie aus Waldhausen im Bezirk Perg wurde festgenommen und soll am heutigen Donnerstag dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Ihm werden Freiheitsberaubung und "Gefährdung der Gesundheit" vorgeworfen.

    Familie hatte neun Kinder

    Noch ist wenig über die Umstände des Zusammenlebens der Familie mit dem Österreicher bekannt. Wie "Heute.at" erfuhr, dürfte Josef B. die Familie spätestens in den frühen 2000er-Jahren kennengelernt haben.

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    In diesem Haus in Hasselt bei Zwolle sollen Josef B. und die Familie als Nachbarn Tür an Tür gelebt haben. (Bild: Google Street View)

    Für einige Monate wohnte der Mühlviertler Tür an Tür in einem Reihenhaus-Viertel mit der Großfamilie. Nachbarn erinnern sich, dass das sonst so verschlossene Ehepaar bestens mit dem Österreicher auszukommen schien und kurz nach dessen Einzug sogar den trennenden Zaun im Hinterhof entfernte. Laut "Daily Mail" verband den gelernten Tischler und den Niederländer, von Beruf Spielzeugbauer, ihre Liebe zu Holz.

    Als 2004 überraschend die Frau an Darmkrebs verstarb, soll sich Josef B. um den Vater und die insgesamt neun Kinder gekümmert haben.

    Der Mann konnte den Tod seiner Frau offenbar nicht überwinden und zog sich immer mehr aus dem Leben zurück – und zwang offenbar auch seine Kinder in die Isolation.

    Wann genau die Familie mit dem Oberösterreicher nach Ruinerwold zog, ist unklar. Auf seinem Facebook-Profil gibt der älteste Sohn Jan Zon van D. an, seit 1. August 2010 in der Gemeinde zu wohnen. Demnach hätte der 25-Jährige mit fünf seiner Geschwistern seit mehr als neun Jahren dort gehaust. Der Verbleib der drei übrigen, laut einer ehemaligen Nachbarin ältesten Kinder ist noch völlig unklar.

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    "Unmengen" an Klopapier

    Welche Rolle Josef B. in der Zeit gespielt hat, müssen jetzt die niederländischen Ermittler klären. Selbst Nachbarn hatten keine Ahnung, was auf dem Hof vor sich ging. Sie kannten den 58-Jährigen nur als "Josef, den Österreicher" und als talentierten Handwerker, der aber keine Fremden in der Nähe des Hauses duldete. Einzig komisch kam ihnen vor, dass der vermeintliche Einsiedler manchmal "Unmengen" an Klopapier und andere Produkte in seinem alten Volvo transportierte.

    Sein weiteres Schicksal hat der 58-Jährige ganz in die Hände der niederländischen Behörden gelegt. "Er wünscht keinen Kontakt zur österreichischen Botschaft in Den Haag und will keine konsularische Hilfe", bestätigte Außenministeriumssprecher Peter Guschelbauer gegenüber der Nachrichtenagentur APA.

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