Coronavirus

Jüngere zuerst – neuer Impfansatz im Gespräch

Die Impfungen werden aktuell absteigend nach Alter und Vorerkrankung verabreicht. Völlig falsch, findet ein Infektiologe.

Leo Stempfl
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84 Jahre alt war die erste geimpfte Österreicherin.
84 Jahre alt war die erste geimpfte Österreicherin.
DRAGAN TATIC / APA / picturedesk.com

In Phase 1 wurden Bewohner von Pflegeheimen und Hochrisikopatienten geimpft, weiter geht es mit den restlichen über 80- und über 65-Jährigen sowie mit den Angehörigen kritischer Infrastruktur. Dass das der völlig falsche Ansatz ist, findet der Infektionsforscher Michael Meyer-Hermann.

Corona-Impfungen solle man nach der Menge an Kontakten priorisieren. Das "hätte eine viel größere Wirkung", weil nur diese Strategie auch einer Ausbreitung der Pandemie entgegenwirken würde. Ältere hätten schlicht nicht so viele Kontakte, die sie anstecken könnten.

Lockerungen gefährlich

Auch in Deutschland setzte es bereits Ankündigungen von Lockerungen. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" hält der Experte vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung das aber für äußerst gefährlich. Denn Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen konnten durch die Impfung noch keine erreicht werden.

Insbesondere angesichts der Ausbreitung der britischen Variante erwartet er einen explosionsartigen Anstieg, wie man ihn in England, Portugal oder Tschechien erlebt hat. Über Zahlen wie im November dürfe man sich deswegen nicht wundern.

"Man kann nicht sagen, dass die Politik nicht weiß, welche Folgen Maßnahmen haben werden", so Meyer-Hermann.