Ein Dokument des obersten deutschen Gerichts gibt erschreckende Einblicke in eine mutmaßlich rechtsterroristische Gruppierung Jugendlicher in Deutschland. Die Gruppe, die sich selbst "Letzte Verteidigungswelle" nannte, soll sich ideologisch eng am Nationalsozialismus orientiert haben und plante offenbar Anschläge, um die liberale Demokratie zu destabilisieren.
Im Mai wurden in Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg fünf Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren festgenommen. Die deutsche Bundesanwaltschaft wirft ihnen unter anderem Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchten Mord sowie versuchte Brandstiftung mit Todesfolge vor. Hausdurchsuchungen fanden zusätzlich in Sachsen und Thüringen statt.
Die Gruppe verstand sich als "letzte Instanz zur Verteidigung der Deutschen Nation". Sie plante Anschläge auf Asylunterkünfte und linke Einrichtungen, mit dem Ziel, das demokratische System Deutschlands zum Zusammenbruch zu bringen. In sozialen Netzwerken zeigten die Mitglieder offen ihre rechtsextreme Gesinnung, verherrlichten das Dritte Reich und verwendeten NS-Symbolik und -Begriffe.
Laut Dokument des Bundesgerichtshofs führten die Mitglieder Titel wie "Propagandaminister" oder "Gauleiter". Ein damals erst 13-Jähriger wurde zum "Gestapo"-Leiter ernannt. Diese Rollen spiegeln eine bewusste Bezugnahme auf die NSDAP und deren Organisationen wie die SA oder Waffen-SS wider. Die Gruppe hatte ein eigenes Logo, ein Werbevideo und den Leitspruch: "Wir sind die Welle, die den Dreck aus unserem Land spült und ihre Existenz zerstört." Innerhalb von vier Jahren sollte die Mitgliederzahl auf 400 steigen.
In internen Chats sprachen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen davon, einen "Rassenkrieg" auslösen zu wollen, um durch eine Gewaltspirale die liberale Demokratie zu überwinden. Ziel sei die "Rückeroberung des Landes" in Tradition der Sturmabteilung (SA) und im Sinne der NSDAP gewesen.
Im Zentrum des Hasses standen laut BGH-Beschluss Menschen mit Migrationshintergrund, Linke sowie die LGBTQ+-Community. Die Gruppe betrachtete insbesondere die Migration als Bedrohung und sah sich zum Widerstand gegen eine angebliche "Überfremdung" berufen.