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Kein Geld fürs Bad – Mutter stellt Pool in Wohnung auf

Die nächste Hitzewelle rollt an. Die extremen Temperaturen machen Armutsbetroffenen besonders zu schaffen, zeigt eine neue Studie der Volkshilfe.

Amra Duric
Judith Ranftler, Projektleiterin der Hitzestudie, erzählt im <em>"Heute"</em>-Interview, wie sich die Hitze auf armutsbetroffene Personen auswirkt.
Judith Ranftler, Projektleiterin der Hitzestudie, erzählt im "Heute"-Interview, wie sich die Hitze auf armutsbetroffene Personen auswirkt.
Sabine Hertel

Das verlängerte Wochenende steht vor der Tür und es hat Hitze im Gepäck. Während sich manche im Freibad oder am See abkühlen, ist das für armutsbetroffene Familien keine Option. Wie eine neue Studie der Volkshilfe zeigt, ist die Hitzebelastung für Armutsbetroffene besonders stark.

"Wir haben über 100 Familien im Juni und Juli über ihren Umgang mit der aktuellen Hitzewelle befragt", berichtet Judith Ranftler von der Volkshilfe im Gespräch mit "Heute". "Horror!", "Sauna", "unerträglich" – so beschreiben Armutsbetroffene die Temperaturen ihrer Wohnung im Sommer.

Im Video: So leiden armutsbetroffene Familien unter der Hitze

Kein Geld für Klimageräte und Ventilatoren

Die Korrelation von armutsbetroffenen Personen und den Belastungen, die sich durch die Hitze ergeben, ist laut Ranftler besonders eklatant. "Das zeigt sich beispielsweise auch in der Sterblichkeit von armutsbetroffenen Menschen während der Hitzewellen", betont die Projektleiterin.

"Wir haben keinen Balkon, auf den wir ausweichen können. Wenn ich koche, heizt sich die Wohnküche noch mehr auf."

Von den befragten Familien sagen zwei Drittel, dass sie sich an Hitzetagen nicht, oder nur ungern in ihren Wohnungen aufhalten. Eine Alleinerzieherin aus Oberösterreich schildert im Zuge der Studie ihre Lage: "Wir haben keinen Balkon, auf den wir ausweichen können. Wenn ich koche, heizt sich die Wohnküche noch mehr auf. Die Wohnung ist eigentlich zu klein und zu eng und dadurch auch zu heiß, aber wir können uns gerade nichts Größeres leisten."

Die Anschaffung von Klimageräten und Ventilatoren ist für die meisten der Betroffenen ebenfalls nicht leistbar. "Unsere Wohnung ist sehr, sehr heiß. Wir haben einen kleinen Ventilator, der verteilt nur die heiße Luft. Alles andere wäre zu teuer. Eines der Kinder hatte bereits einen Hitzeschlag", berichtet eine betroffene Familie.

Aufblasbarer Pool in der Wohnung

Eine andere Familie aus Niederösterreich hat zwar eine Klimaanlage, doch diese können sie wegen der hohen Stromausgaben nicht in Betrieb nehmen. Ein Vater von vier Kindern, der ebenfalls aus Niederösterreich kommt, erzählt, er habe am Flohmarkt eine Standwand gekauft, um die Hitze Kinderzimmer abzuschirmen, es helfe aber nur wenig.

Im Video: Erster See Österreichs verdunstet

Eine Mutter eines Kleinkindes aus Salzburg klagt: "Wir halten es schwer aus. Zur Abkühlung hab‘ ich einen kleinen Pool gekauft, den ich hin und wieder in der Wohnung aufstelle, um gemeinsam mit ihrem Kind drinnen zu planschen. Das machen wir, weil ich es mir nicht leisten kann, so oft schwimmen zu gehen."

Familien suchen Abkühlung im öffentlichen Raum

Weil sich viele der armutsbetroffenen Familien das Freibad nicht leisten können, suchen sie Abkühlung im öffentlichen Raum. "Es hat sich herauskristallisiert, dass diese zwei Drittel der Armutsbetroffenen den öffentlichen Raum nutzen, da aber auch gleichzeitig vor Herausforderungen stehen, weil der öffentliche Raum nicht in allen Facetten kostenfrei zu nutzen ist", erklärt Ranftler.

"Tagsüber kühlt sich meine Tochter manchmal bei einer Wasserstelle am Spielplatz ab. Besuche im Schwimmbad können wir uns derzeit nicht leisten."

Bis 2050 über 1.000 Hitzetode in Österreich

Schattige Parks und Spielplätze sind für viele Kinder und Jugendliche, sowie Familie oft der einzige Rückzugsort an heißen Sommertagen. "Tagsüber kühlt sich meine Tochter manchmal bei einer Wasserstelle am Spielplatz ab. Besuche im Schwimmbad können wir uns derzeit nicht leisten", erzählt eine der befragten Alleinerzieherinnen.

"Für viele Kinder und Jugendliche ist dieser sehr heiße Sommer der kühlste, den sie in ihrem Leben erleben werden. Insofern sind Maßnahmen dringend notwendig."

Expert:innen prognostizieren, dass sich die Hitzetage mit mindestens 30 Grad bis 2050 verdoppeln werden. Bei ausbleibenden Maßnahmen rechnet man bis 2030 mit bis zu 400 hitzebedingten Todesfällen pro Jahr in Österreich. Bis 2050 könnte es bereits über 1.000 Hitzetode pro Jahr geben.

"Für viele Kinder und Jugendliche ist dieser sehr heiße Sommer der kühlste, den sie in ihrem Leben erleben werden. Insofern sind Maßnahmen dringend notwendig", betont Ranftler.

Beratung am Hitzetelefon
Unter der kostenlosen Hotline 050 555 555 erhalten Anrufer:innen aus ganz Österreich persönliche Ratschläge, wie man sich vor der Belastung durch Hitze am besten schützen kann.

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    Mike Wolf
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