Österreich

LKW-Abbiege-Assistenten fallen im Wien-Test durch

Heute Redaktion
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Seit vergangener Woche testet die MA48 vier Abbiege-Assistenz-Systeme, mit mäßigem Erfolg. Jedes Modell weist deutliche Schwachstellen auf. Die Suche geht weiter.

In der vergangenen Woche kündigte Umweltstadträtin Ulli Sima im Gespräch mit "Heute" an, verschiedene Systeme elektrischer Abbiege-Assistenten prüfen zu wollen, um möglichst rasch den Fuhrpark der Stadt Wien nachrüsten zu können.

Vier Systeme wurden getestet: Eines Videosystem mit Warnsystem mittels Bilderkennungssoftware, ein Videosystem mit Warneinrichtung mit Lichtlaufzeit sowie zwei verschiedene Varianten eines Videosystems mit einer Warneinrichtung mit Ultraschallsensoren. Bei den beiden letzten Varianten wird die Distanz zu einem "Hindernis" über eine Messung festgestellt, wie lange das ausgesandte Licht bzw. die Ultraschallwellen brauchen, um zur Sendestation zurückzukehren.

Alle Systeme mit "Kinderkrankheiten"

Nun steht fest: Keines der Systeme bringt den gewünschten Erfolg. "Alle getesteten Modelle haben noch Kinderkrankheiten, das Hauptproblem ist, dass sie zu wenig sensitiv sind, also oft auch Warnsignale abgeben, wo diese nicht notwendig sind", erklärte Sima gemeinsam mit der Leiter der MA48 Josef Thon am Mittwoch in der MA48-Zentrale (Margareten).

Das "dauernde Piepsen" sei nicht nur eine Irritation und Ablenkung der MA48-Fahrer, es könne auch zu De-Sensibilisierung führen. Das heißt, wenn der Assistent doch eine gefährliche Situation anzeigt, könnte es sein, dass der Fahrer nicht reagiert, weil das System ja ständig warnt.

Mann an Busstation nicht erkannt

Bei einer Testfahrt mit einem MA48-Müllwagen, in dem die Varianten mit der Ultraschall eingebaut wurde, zeigt sich: Fußgänger auf einem Zebrastreifen sowie ein wartender Mann an einer Bus-Haltestelle wurden durch den Abbiege-Assistenten nicht gemeldet, bei einer Straßenlaterne und einem Busch vor einer Kreuzung gab das System aber schon einen Piepston ab.

"Unser Ziel bleibt, so rasch wie möglich eine Lösung zu finden und alle LKW der MA48 mit den Assistenten auszustatten", so Sima. Der MA48-Chef ergänzt: "Es wäre unverantwortlich jetzt Steuergeld in die Nachrüstung der 300 MA48-Müllwägen zu investieren, wenn die Systeme nicht so funktionieren wie sie sollen".

Wien könnte Vorreiterrolle einnehmen

Auch wenn beim gestrigen LKW-Sicherheitsgipfel nicht wie durch die Stadt erhofft einheitliche Standards beschlossen wurden, hofft Sima dennoch, dass dieser Druck auf die Hersteller erzeugt, neue bessere Systeme auf den Markt zu bringen. "Wir testen solange, bis wir ein gutes System gefunden haben", so die Stadträtin.

Alle Systeme hätten Potenzial, so Thon, müsste aber weiter entwickelt werden. Um das zu bewerkstelligen sei die Stadt in fast täglichem Kontakt mit den Herstellern, melde Fehler weiter, die die Hersteller dann zu lösen versuchen. "Wir verfolgen hier eine gemeinsame Entwicklung, die die Stadt Wien auch für Rest-Österreich zu einem Pionier machen könnte", erklärt Sima.

"Lenker müssen sich auf System verlassen können"

"Das System, das wir dann einbauen, muss zu 100 Prozent passen", betont der MA48-Chef, darauf müssten sich die Lenker verlassen können. Durch den gestiegenen Druck arbeiteten viele Hersteller an neuen Lösungen. "Es gibt in Europa acht große LKW-Hersteller. MAN (von dem die MA48-LKW stammen, Anm.) und Mercedes bieten bereits integrierte Assistenz-Systeme an, die übrigen forschen noch. Es gibt hier eine hohe Bereitschaft, weil alle die Abbiege-Assistenten wollen. Gerade jetzt entwickelt sich fast jede Woche etwa Neues", betont Thon.

Bis eine tragfähige Lösung auf dem Tisch liegt, setzen die 300 MA48-Müllwägen weiter auf die bisherigen Sicherheitsmaßnahmen, wie etwa das 7-Spiegel-System (mehr als gesetzlich vorgeschrieben), die Ausstattung mit Rückfahrkameras und die umfassende Schulung der Lenker. (lok)